A) Kann es eine Übersetzung für „Tao“ geben, diesem Ding-an-sich ? Eine Möglichkeit wäre eben „Ding-an-sich“, welches nach Kant unerkennbar ist.
„Gott“ wurde vorgeschlagen, denn Er ist als All-Seele überall und deshalb für das Erkennen nirgends, jedenfalls nicht hier oder dort, sondern gewissermaßen mitten unter uns, inwendig in uns, aber so, daß das Außen nicht etwas ganz anderes ist.
Zwar verbietet das (jüdische) Gesetz das Aussprechen des Gottes-Namens, eben weil Gott erkannt ist als wesentlich von einem endlichen Standpunkt her nicht identifizierbar. (phänomenologisch “überpräsent”, wesentlich erscheinend, “anthromorph” ,absolutes Gleichnis... )
Aber der Taoismus ist nicht Religion. Das Ding wird (noch) nicht als Subjekt vorgestellt.
Wenn Hegel Recht hat (>) und wir haben es hier tatsächlich mit den Anfängen wahrer Philosophie zu tun und mit Denken, dann steht dieses Tao dem modernen Ding-an-sich näher als jede Gottesvorstellung.
Es ist dann auch nicht ein meditatives Eingehen ins Nirwana, sondern es sollte uns als Lehre etwas Wesentliches an höherer Erkenntnis auch zu erkennen geben.
Eine weitere Übersetzungsmöglichkeit wäre „Sein“. Und zwar reines Sein, nicht irgendein tatsächliches, vorstellbares, denkbares .....Seiendes.
Ist Tao in einem Satz ausgesprochen, dann ist es als Irgendetwas das irgend etwas ist bestimmt. Es würde ihm ein bestimmtes Prädikat beigelegt, bestimmte Eigenschaft, die nur bestimmt ist im Gegensatz zu anderen Prädikaten oder Eigenschaften.
Damit wäre es nicht dieses Ganze des Tao, sondern nur ein Teil,- im Unterschied zu anderem.
Spätestens hier oder schon hier dürfte sich der philosophisch Desinteressierte ausklinken.
Und zwar beide: der handfeste Weltmensch und der Fromme aus ganz ähnlicher Überlegung: Wir sind endlich und erkennen nur Endliches.
Für den Handfesten ist die philosophische Spekulation überflüssig, ein zweifelhaftes Freizeitvergnügen ohne Nutzen. Für den Frommen sind derartige Überlegungen unfromm, eine Anmaßung des endlichen Geistes Gott erkennen zu wollen, den Unendlichen, der nur im Glauben erkannt werden könne. Beide setzen ein Unendliches voraus, das nicht erkannt werden könne oder nicht erkannt werden solle. Beide ersparen bzw. verbieten sich die Reflexion auf ihre Voraussetzungen, d.h. Vorurteile.
Der Taoist denkt weiter bzw. macht einen Anfang des Denkens. Er stellt zwei Richtungen auf, nach denen wir unterschiedlich erkennen.
Einerseits: Der absolute Anfang (von Himmel und Erde) „Nicht-Sein“. Andererseits: Der Inbegriff aller Einzelwesen, „Sein“.
Beide Willensrichtungen führen zu etwas. Die Richtung auf das Nichtsein zum „Schauen des wunderbaren Wesens“, die Richtung auf das Sein zum „Schauen der räumlichen Begrenztheiten“.
B) 1) Der SINN hat keine bestimmte Qualität, keine Grenze, keine Quantität, kein Maß. Der SINN, der sich aussprechen läßt, sagt etwas über IHN. Der SINN ist... - etwas anderes. So prädiziert, ist er nicht der ewige Sinn. Der Sinn ist weder handfest begreifbar, noch auf einen Satz reduzierbar. Sinn-selbst entzieht sich aller Metaphysik. Die ihm beigelegten Eigenschaften sind je nicht das absolute (ewige) Wahre. „Der SINN, der sich aussprechen läßt“, hat die Bestimmung je nicht „DAS“ zu sein.
Nicht: „Der Sinn läßt sich nicht aussprechen“, sondern auch hier „west“ der Unterschied/Gegensatz/Widerspruch: „Der Sinn läßt sich niemals nicht aussprechen. (Nicht nicht aussprechen.) Weil er sich aussprechen muß, hat er sich schon ausgesprochen.
Der Sinn spricht sich wiederholt aus; dadurch widerspricht er seiner Einseitigkeit und ist dieser Entzug. Der SINN entzieht sich der Sinnlichkeit und dem verständigen (festgestellten, endlich- differenten...) Sinn.
Der Sinn ist kein Phänomen; Eine „Lücke“, die nicht aufhört Empfindungen, Gefühl, Anschauungen, Vorstellung, Erscheinung, Verstand, konkrete Einzelheit und „absolute“ Verallgemeinerung zu kreieren.
Der SINN, das Tao-Nichts, ist der „Quellende Urgrund“. Die Bestimmungen, die jeweils „nicht-das“ sind, produzieren ewig die Leere, den Widerspruch.
Der Sinn erscheint „zwischen“ Satz und Gegensatz, „erscheint“ im „Spruch“. In der Sprache wird der ewige Sinn sich selbst begegnen und offenbar. Der „Begriff“ wird es sein: „Das Geheimnis noch tieferes Geheimnis“.
2) „Der Name, der sich nennen läßt, ist nicht der ewige Name.“
„Tao“ ist ein zufälliges Geräusch, wie „Gott, Jahwe, Zebaot, Yao, Ewig, Name....“ - unmögliche Fassung des „absoluten Subjekt - Objekts“. Damit ist die „Idee“ ausgesprochen.
Auf der Ebene der Anschauung tritt das Ewige als Subjekt-Objekt/Objekt-Subjekt „ungetrennt“ auf, als „intellektuelle Anschauung“.
So im Umkreis des deutschen Idealismus zusammen mit christlicher Herzensfrömmigkeit, begleitet von Volks - und Zeitgeistern, gefolgt vom Materialismus bis hin zum “reinen Willen” und der Erscheinung des Unbewußten.
Während der Markt „persönlich“ (als “Unsichtbare Hand”) das Machbare realisiert und alle Verhältnisse real auseinander zieht (die Zucht des Kapitals), klappern in Tibet und Hollywood die Gebetsmühlen.
Die falsche Unendlichkeit ist der Zeit nach ewig unterwegs: Erst wenn alle Namen abgeklappert sind, ist DER Name erreicht und die Welt verschwindet. Der totale Gesamtcomputer scannt „Alles“.
Alle Namen sind dem Namenlosen wesentlich, Bedingung des Grundes, also das, was der Grund definitionsgemäß ist.
Warum erscheint der Sinn in der Idee? Warum läßt sich das Subjekt/Objekt als Objekt/Subjekt „intellektell“ anschauen? Warum muß das Wesen erscheinen?
Und warum kehrt sich die vernünftige Vorstellung des Drei-Einigen Gottes, in seiner Lebendigkeit auf die willkürliche Eitelkeit und die Willkür des Selbstgefühls oder des gläubigen Herzens, spielt sich wissentlich als „Glauben“ gegen sich selbst, als gegen sein (Anti-) Wissen aus? „Glaube ist nicht Wissen etc......”
„Sie wissen nicht, was sie tun“ gilt immer noch. Es geht um das Tun des Wissens und Glaubens. „Denn sie wissen nicht, was sie glauben“ und „Denn sie wissen nicht, daß sie wissen“. Und sie glauben nicht, daß sie handeln, indem sie wissen. „Ihr wißt nicht, daß ihr Götter seid“ ist dazu die ultimative Aussage.
Die „Aufklärung“ fällt unmittelbar mit ihrem Gegenteil zusammen: „Wir wissen nichts....“. Indem der Verstand sich desavouiert (im Stich läßt, bloßstellt, nicht anerkennt, verleugnet, in Abrede stellt, brüskiert), tut er das Notwendige seiner Freiheit, aber wenn er sich dann den Götzen seiner Phantasmen unterwirft, ist er selbstverschuldet unmündig und weiß nicht, was er tut.
Warum? Weil er (der Verstand) nicht wissen will, was er tut. Der Verstand genießt seine Schuld, opfert sich auf, entschließt sich zur selbstverschuldeten Knechtschaft. (Findet sich nach dem Gesetz seines Herzens projektiv im anderen, als dem Hindernis seiner Wirklichkeit und glüht im Wahnsinn des Eigendünkels für das „allgemeine Gute“....)
3. „Nichtsein“ nenne ich den Anfang von Himmel und Erde“.
Anfang assoziiert spontan einen zeitlichen Beginn. Hier aber ist der Anfang ein Gedanke: nicht raum – zeitlich, nicht imaginär oder phantasiert, auch nicht mythisch oder religiös.
Sagen wir: „Nichtsein“ ist das Prinzip von Himmel und Erde“.
Das Prinzip Nichtsein ist die Einheit von Himmel und Erde. Die „intellektuelle Anschauung“ sozusagen, erscheinender Begriff der Idee, der Subjekt - Objekt – Einheit, sofern sie erscheint.
„Sein“ nenne ich die Mutter der Einzelwesen“.
Dann ist „Nichtsein“, greifen wir die natürlich – menschliche anthropomorphe Metapher auf, der „Vater“, als Anfang?
Das Sein – Ansich, das reine Sein, Nichts (Bestimmtes), gebiert alle Einzelwesen, die „mathematische“ Fülle aller Phänomene.
Nichtsein ist der schlichte „dynamische“ Anfang, der dem Kind den Namen gibt: „Anfang“.
Die Mutter ist Materia, das, was sinnlich affiziert, der Stoff der Anschauung, ohne die der Begriff nach Kant leer ist.
Sein ist Inbegriff des Seienden. Die Einzelwesen existieren. Der Anfang (das Prinzip) ist Gedanke und zwar im (“größten”/absoluten) Widerspruch zur Existenz, als Nicht – Sein.
Die unsinnliche und übersinnliche Seite ist der Gegensatz geworden: Nichtsein.
Der Anfang, das Prinzip der Freiheit, ist die „Gegenrichtung“.
Das Außersichsein zeigt das Insichsein des ewigen Wesens. Sein Herausgehen aus sich ist sein Insichgehen. Nichtsein ist die Bewegung des Absehens (Negieren) des Seins, die das Sein zur Erscheinung (Phänomen) herabsetzt. Das Wesentliche hält sich gegenüber dem Unwesentlichen. Das „wahre Sein“ macht sich in Absetzung zum Sein als Schein. Es erscheint das „Wunderbare Wesen“. Wir fallen in Reflexion.
4. „Darum führt die Richtung auf das Nichtsein zum Schauen des wunderbaren Wesens, die Richtung auf Sein zum Schauen der räumlichen Begrenztheiten“?
Das Sein, wie es sein soll, vollendetes Maß, wird angeschaut in den räumlichen Begrenztheiten. Das „wunderbare Wesen“ wird angeschaut im Gegenteil als unbegrenzt, nichträumlich, normend, als geistiges Wesen. Nicht zuletzt als Anschauung widerspricht es sich selbst.
Nicht nur, daß es von Nichts ausgeht, es geht auch durch Nichts seiner Selbstentfaltung zu Nichts. Als „Richtung – Gegenrichtung“ heftet es negierend dem Sein an.
Für sich ist es alle Kraft der Negation: absolute Negativität.
Als erscheinendes Wesen ist es dieses Licht der Reflexion, wie es sich darin äußert, daß es in sich zurückkehrt.
Das Wunderbare Wesen ist dem Albtraum ähnlich, in dem die höchste Aktivität nicht von der Stelle kommt. Oder: Reine Ideologie als Selbstbestimmung und umgekehrt.
Das Wesen ist bestimmt. Es ist die Negation des Seins. Die Richtung (auf Nichtsein) ist absehen (Abstaktion) vom Sein. Das Wesen ist Nichts, aber das Nicht des Seins, bestimmtes Nichts und insofern Nicht – Nichts.
Damit ist es jetzt der Anfang geworden, des Nichts (Nicht – Nichts), das sich für sich erhält. Das Wunderbare Wesen ist das reine Wesen und, wie Hegel sagte: “Die Bewegung aus Nichts, durch Nichts zu Nichts.”
Angeschaut wird das Wesen von den Idealisten nach Kant: Es ist die konkrete Erscheinung der Reflexionsbestimmungen. Aber An-Sich, “konkrete” Identität (Ich=Ich), Erscheinung des abstrakten Gedankens, des Gedankens schlechthin. Das “Leere” ist leeres Denken - Gedanke. Schließlich ist es selbstbegründender Grund oder selbstentflammende Flamme. (Zugrundegehen)
Das Wesen konstruiert sich als Gegenrichtung des Seins, negativ zum Sein.
Die Negation des Seins, die das Wesen an sich hat, hat es nicht in gleicher Weise an sich, wie das Sein als bestimmtes Dasein, Bestimmung, an sich hat. Das Sein ist als bestimmtes diese Bestimmung an sich und verliert sich deshalb im jeweils anderen.
Das Sein (dagegen) geht nicht zugrunde als etwa in seinen Wesensgrund zurück, sondern es ist jeweils schon zugrunde gegangen, weil es an sich nur ist außerhalb und unreflektiert als sein eigenes anderes.
Es ist wirklich etwas, etwas in der Wirklichkeit. Deshalb ist es Außer-sich. Es ist nur solange und deshalb Etwas, weil und insofern es etwas anderes ist.
Darum ist das Wesen erlöst. Das andere des Wesens ist der unwesentliche Schein, durch die Repräsentation „Wesen“ selbst gesetzt.
Das Wesen ist das „setzten“ und dieses gesetzte (ehemalige) Sein selbst, seine eigene Äußerlichkeit und diese ganze Bewegung als Bestimmung selbst.
Die Verwandlung dieser Bestimmung selbst ist Selbst – Bestimmung, ist der (noch) unmittelbare Begriff.
5. „Beides ist eins dem Ursprung nach und nur verschieden durch den Namen“
Das Wesen findet und bestimmt sich selbst permanent in seiner Verschiedenheit. Die zufällige Sprachschöpfung „Verschieden“ erregt Hegels Aufmerksamkeit.
Christen sollten es wissen: Gott ist am Kreuz verschieden. Als Christen haben wir keinen Mangel der Vorstellung. Die Offenbarung Gottes, wie wir sie kennen, ist, wie Hegel schon festgestellt hat, die Vorstellungsweise, die das naive Gemüt beflügelt und diesem alle Unruhe des Geistes spendiert und diese ist zugleich höchsten (philosophischen) Ansprüchen angemessen.
Es gibt drei Möglichkeiten, wie das Wesen sich auf das Sein beziehen kann:
1. Es setzt das Sein:
- Das Ebenbild Gottes ist Schöpfer seiner Welt (Schelling), bzw. dem transzendentalen Ego erscheint seine Welt mittels der Kategorien. („ontologisch“)
2. Es erkennt das Sein, ihm äußerlich:
- Als dem Subjekt spiegelbildliche identitäre Realität, bzw. desselben gleiche Erkenntnisstruktur, wie sie erscheint. ("epistemologisch“)
3. Es bestimmt sich selbst als dieses erkennende Setzen. Als reflexiv inhaltlich bestimmte Selbstsetzung, bzw. Urgrund der Freiheit
Dem entspricht das Sein:
- 1. als Qualität
- 2. als Quantität und
- 3. als Ausmaß (Maß) des ganzen Seins alles Seienden, das für sich das Wesen schon ist (gewesen sein wird)
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