"Wir wissen, was ist, in sich selbst betrachtet, ohne Rücksicht auf etwas anderes, schließt eine Vollkommenheit ein, die sich in einer Sache so weit ausdehnt, als sich die Essenz der Sache ausdehnt; denn die Essenz ist nichts anderes. ...Weil nun Gott die Sachen nicht abstrakt betrachtet, noch allgemeine Definitionen formiert und den Dingen nicht mehr Realität zukommt, als ihnen der göttliche Verstand und Macht gegeben und wirklich erteilt, so folgt offenbar, daß eine solche Privation ganz allein nur in Rücksicht (respectu) auf unseren Verstand, nicht aber in Rücksicht Gottes stattfindet"
Epistolae, XXXII, p. 541-543
"Ich statuiere, daß Gott absolut und wahrhaft die Ursache von allem ist, was eine Essenz in sich schließt, es mag sein, was es wolle. Wenn du mir nun wirst beweisen können, daß das Böse, der Irrtum, das Laster usf. etwas sei, was eine Essenz ausdrückt, so will ich dir gänzlich zugeben, daß Gott Urheber der Laster, des Bösen, des Irrtums usf. sei. Aber ich habe sonst hinreichend gezeigt, daß die Form des Bösen nicht in etwas, was eine Essenz ausdrückt, bestehen und daher nicht gesagt werden könne, daß Gott dessen Ursache sei. Neros Muttermord, insofern er etwas Positives enthielt, war kein Verbrechen. Denn Orest hat dieselbe äußerliche Handlung getan und zugleich dieselbe Absicht, die Mutter zu töten, gehabt und wird doch nicht angeklagt... Worin besteht also des Nero Lastertat? In nichts anderem, als daß er sich undankbar, unbarmherzig und ungehorsam bewiesen. Es ist aber gewiß, daß alles dies keine Essenz ausdrücke und also Gott nicht Ursache, obgleich die Ursache der Handlung und der Absicht Neros war."
Epistolae, XXXVI, p. 581- 582
"Ob nun gleich die Werke der Rechtschaffenen (d. h. derer, die eine klare Idee von Gott haben, auf welche sie alle ihre Handlungen und auch Gedanken richten) und der Bösen (d. i. derer, die keine Idee Gottes haben, sondern nur Ideen von irdischen Dingen, nach welchen ihre Handlungen und Gedanken gerichtet werden) und alles, was ist, aus Gottes ewigen Gesetzen und Ratschlüssen notwendig hervorgeht und fortwährend von Gott abhängt, so sind sie doch nicht dem Grade nach, sondern der Essenz nach voneinander unterschieden; wie eine Maus, ein Engel, wie Traurigkeit und Freude von Gott abhängen, so kann doch eine Maus nicht eine Art von Engel und Traurigkeit sein"
Epistolae, XXXVI, p. 582
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