"Wille ist keine freie Ursache, sondern nur eine notwendige, nur ein Modus; also wird er determiniert von einem anderen.... Gott handelt nach keinen Endursachen (sub ratione boni). Die es behaupten, scheinen außer Gott etwas zu setzen, das von Gott nicht abhängt, auf das Gott in seinem Wirken sieht, gleichsam als einen Zweck. Wird dies so gefaßt, so ist Gott nicht freie Ursache, sondern dem Fatum unterworfen. Ebenso unstatthaft ist es, alles der Willkür, einem gleichgültigen Willen Gottes zu unterwerfen."
Ethices I, Prop. XXXII, XXXIII, Schol. II, p. 63, 67-68
"Was ist, ist entweder in sich oder in einem Anderen."
Ethices I, Ax. I, p. 36
"Die Meinung von der Freiheit beruht darauf, daß die Menschen die Ursachen ihrer Handlungen nicht kennen, von denen sie determiniert werden....Willensbestimmung (volitio) und Idee ist ein und dasselbe."
Ethices I, Appendix, p. 69; III, Prop. II, Schol., p. 136; II, Prop. XLIX, Coroll., p. 123
"Gott ist eine denkende Sache (res cogitans), weil alle einzelnen Gedanken Modi sind, die Gottes Natur auf eine gewisse und bestimmte Weise ausdrücken. Gott kommt also ein Attribut zu, dessen Begriff alle einzelnen Gedanken in sich schließen, durch welches sie begriffen werden. - Gott ist eine ausgedehnte Sache (res extensa) aus denselben Gründen."
Ethices II, Prop. I-II, p. 78-79
"...die Ordnung, das System der natürlichen Dinge (ordo rerum) ist dasselbe als die Ordnung der Gedanken (idearum)"
Ethices II, Prop. VII, p. 82
"So z. B. der Zirkel, der in der Natur existiert, und die Idee des existierenden Zirkels, die auch in Gott ist, ist ein und dieselbe Sache, die durch verschiedene Attribute erklärt wird (explicatur). Wenn wir daher die Natur entweder unter dem Attribut der Ausdehnung oder des Denkens, oder sonst welches es sei, betrachten, so werden wir einen und denselben Zusammenhang der Ursachen, d. h. dieselbe Folge der Dinge finden. Das formale Sein der Idee des Zirkels kann begriffen werden nur durch den Modus des Denkens als die nächste Ursache, und dieser wieder durch einen anderen, usf. ins Unendliche; so daß wir die Ordnung der ganzen Natur oder den Zusammenhang der Ursachen durch das Attribut des Gedankens allein erklären müssen, - und wenn sie unter dem Attribut der Ausdehnung gedacht werden, auch nur unter dem Attribut der Ausdehnung gedacht werden müssen, und dies gilt auch von anderen Ursachen."
Ethices II, Prop. VII, Schol., p. 82-83
"Die Essenz des Menschen besteht (essentia hominis constituitur) aus Modifikationen der Attribute Gottes.... Wenn wir also sagen, der menschliche Geist perzipiert dieses oder jenes, so heißt es nichts anderes, als daß Gott, nicht insofern er unendlich ist, sondern sofern er durch die Idee des menschlichen Geistes expliziert wird, diese oder jene Idee hat. Und wenn wir sagen, Gott hat diese oder jene Idee, nicht nur insofern er die Idee des menschlichen Geistes konstituiert, sondern insofern er zugleich mit dem menschlichen Geist die Idee eines anderen Dinges hat, dann sagen wir, daß der menschliche Geist die Sache zum Teil oder inadäquat perzipiere."
Ethices II, Prop. XI, Demonstr. u. Coroll., p. 86-87; Def. IV, p. 77-78
"Was das wirkliche (actuale) Sein des menschlichen Geistes (mentis humanae) konstituiert, ist nichts anderes als die Idee eines einzelnen Dinges, das actu existiert"
Ethices II, Prop. XI, p. 86
"Das Objekt der Idee, welche den menschlichen Geist ausmacht, ist der Körper oder eine besondere existierende Weise (certus modus) der Ausdehnung. - Sonst wären die Ideen von den Affektionen des Körpers nicht in Gott, insofern er unseren Geist konstituiert, sondern die Idee einer anderen Sache; so wären hiermit die Ideen der Affektionen unseres Körpers auch nicht in unserem Geiste."
Ethices II, Prop. XIII, p. 88 WEITER >>>
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