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Rousseau_1766

Rousseau in England, Porträt von Allan Ramsay, 1766

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Jean-Jacques Rousseau
* 28. Juni 1712 in Genf;
† 2. Juli 1778 in Ermenonville bei Paris
-  Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge, Naturforscher und Komponist

Der bedeutende Aufklärer gilt als einer der wichtigsten geistigen Wegbereiter der Französischen Revolution und hatte großen Einfluss auf die Pädagogik und die politischen Theorien des 19. und 20. Jahrhunderts.

wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_Rousseau

    "Auf seine Freiheit Verzicht tun, heißt Verzicht tun darauf, daß man ein Mensch ist. Nicht frei zu sein, ist Verzichtleistung auf alle Pflichten und Rechte."
Du Contrat social (Lyon 1790), Livre I, Chap. IV, p. 12


 

"Die Menschen sind böse; eine traurige und fortdauernde Erfahrung erübrigt den Beweis; […] Man bewundere die menschliche Gesellschaft, soviel man will, es wird deshalb nicht weniger wahr sein, dass sie die Menschen notwendiger Weise dazu bringt, sich in dem Maße zu hassen, in dem ihre Interessen sich kreuzen, außerdem sich wechselseitig scheinbare Dienste zu erweisen und in Wirklichkeit sich alle vorstellbaren Übel zuzufügen."
– Zweiter Diskurs, Anmerkung IX

  

Zitate Rousseau    >>>

Wir haben zwei Seiten der Freiheit betrachtet, die objektive und die subjektive; wenn nun als Freiheit gesetzt wird, daß die einzelnen ihre Einwilligung geben, so ist leicht zu ersehen, daß hier nur das subjektive Moment gemeint ist. Was aus diesem Grundsatze natürlich folgt, ist, daß kein Gesetz gelten könne, außer wenn alle übereinstimmen.
Hier kommt man sogleich auf die Bestimmung, daß die Minorität der Majorität weichen müsse, die Mehrheit also entscheidet.
Aber schon J. J. Rousseau hat bemerkt, daß dann keine Freiheit mehr sei, denn der Wille der Minorität wird nicht mehr geachtet.
Auf dem polnischen Reichstage mußte jeder Einzelne seine Einwilligung geben, und um dieser Freiheit willen ist der Staat zugrunde gegangen. Außerdem ist es eine gefährliche und falsche Voraussetzung, daß das Volk allein Vernunft und Einsicht habe und das Rechte wisse; denn jede Fraktion des Volkes kann sich als Volk aufwerfen, und was den Staat ausmacht, ist die Sache der gebildeten Erkenntnis und nicht des Volkes.

Wenn das Prinzip des einzelnen Willens als einzige Bestimmung der Staatsfreiheit zugrunde gelegt wird,
daß zu allem, was vom Staat und für ihn geschehe, alle Einzelnen ihre Zustimmung geben sollen,
so ist eigentlich gar keine Verfassung vorhanden.”

G.W.F. Hegel - Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte - Einleitung     Kontext>>>

 

Es ist dies das, was Rousseau dann von einer Seite über den Staat sagte. Er fragte nach dessen absoluter Berechtigung: Was ist die Grundlage des Staats? Das Recht der Beherrschung und Verbindung, des Verhältnisses der Ordnung, des Regierens und des Regiertwerdens, der Unterordnung unter Herrschaft, faßt er auf der einen Seite so auf, daß es geschichtlich auf Gewalt, Zwang beruhe, Eroberung, Privateigentum usf.

G.W.F. Hegel - Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie / ... / 4. Aufklärung    c. Rousseau  Kontext>>>

Die philosophische Betrachtung hat es nur mit dem Inwendigen von allem diesem, dem gedachten Begriffe zu tun.
In Ansehung des Aufsuchens dieses Begriffes hat Rousseau das Verdienst gehabt, ein Prinzip, das nicht nur seiner Form nach (wie etwa der Sozialitätstrieb, die göttliche Autorität), sondern dem Inhalte nach Gedanke ist, und zwar das Denken selbst ist, nämlich den Willen als Prinzip des Staats aufgestellt zu haben.

G.W.F. Hegel - Grundlinien der Philosophie des Rechts / ... /Dritter Abschnitt. Der Staat   § 258   Kontext>>>

 

- Der vorher erwähnte Unterschied zwischen dem bloß Gemeinschaftlichen und dem wahrhaft Allgemeinen findet sich in Rousseaus bekanntem Contract social auf eine treffende Weise dadurch ausgesprochen, daß darin gesagt wird, die Gesetze eines Staats müßten aus dem allgemeinen Willen (der volonté générale) hervorgehen, brauchten aber deshalb gar nicht der Wille aller (volonté de tous) zu sein. Rousseau würde in Beziehung auf die Theorie des Staats Gründlicheres geleistet haben, wenn er diesen Unterschied immer vor Augen behalten hätte.
Der allgemeine Wille ist der Begriff des Willens, und die Gesetze sind die in diesem Begriff begründeten besonderen Bestimmungen des Willens.

G.W.F. Hegel - Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse / ... /A. Der subjektive Begriff                  a. Der Begriff als solcher      § 163     Kontext>>>

 

Hume und Rousseau sind die beiden Ausgangspunkte der deutschen Philosophie.

G.W.F. Hegel - Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie / ... / Dritter Abschnitt:
Neueste deutsche Philosophie        4. Aufklärung      Kontext>>>

 

Die angeführte Definition des Rechts enthält die seit Rousseau vornehmlich verbreitete Ansicht, nach welcher der Wille nicht als an und für sich seiender, vernünftiger, der Geist nicht als wahrer Geist, sondern als besonderes Individuum, als Wille des Einzelnen in seiner eigentümlichen Willkür, die substantielle Grundlage und das Erste sein soll.
Nach diesem einmal angenommenen Prinzip kann das Vernünftige freilich nur als beschränkend für diese Freiheit sowie auch nicht als immanent Vernünftiges, sondern nur als ein äußeres, formelles Allgemeines herauskommen.

G.W.F. Hegel - Grundlinien der Philosophie des Rechts / ... / Einleitung         § 29    Kontext>>>

 

Was denn nun geblieben ist davon, ist das, was Theismus genannt wird, Glaube überhaupt; dies ist der Inhalt jetzt, der sehr allgemein übriggeblieben ist in vielen Theologien, - und es ist derselbe Inhalt, der sich auch im Mohammedanismus findet.
Es ist aber bei dieser Richtung des räsonierenden Verstandes gegen die Religion auch zum Materialismus, Atheismus und Naturalismus fortgegangen.
Aber man soll mit den Bestimmungen des Atheismus nicht leicht umgehen; denn es ist etwas sehr Gewöhnliches, daß man einem Individuum, das mit seinen Vorstellungen über Gott abweicht von denen, die andere haben, einen Mangel an Religion oder wohl Atheismus vorwirft. Hier ist es aber der Fall, daß diese Philosophie zum Atheismus fortgegangen ist und das, was als das Letzte, Tätige, Wirkende zu fassen ist, als Materie, Natur usf. bestimmt hat; man kann sagen, es ist im ganzen Spinozismus, wo als das Letzte vorangestellt wird das Eine der Substanz.
Dies ist besonders von den Franzosen geschehen. Einige sind jedoch nicht dahin zu rechnen, z. B. Rousseau; eine Schrift von ihm, Glaubensbekenntnis eines Vikars*) , enthält ganz den Theismus, den man bei deutschen Theologen finden kann. Andere sind ausdrücklich zum Naturalismus fortgegangen; hier ist Mirabauds Système de la Nature besonders zu erwähnen. Die Gedanken sind sehr oberflächlich, le grand tout de la nature ist das Letzte; das ganze wiederholt sich auf allgemeine Weise, die Darstellung ist matt.

Was man französische Philosophie genannt hat, Voltaire, Montesquieu, Rousseau, d'Alembert, Diderot, und was alsdann als Aufklärung in Deutschland aufgetreten ist, auch als Atheismus verpönt ist, - daran können wir drei Seiten unterscheiden: 1. ihre negative Seite, welche ihr am meisten übelgenommen wurde; 2. die positive; 3. die philosophische, metaphysische.

*) Emile ou de l'éducation, T. II (Paris 1813), Livre IV, Profession de foi du vicaire savoyard, p. 215 ff.

G.W.F. Hegel - Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie / ... /C. Französische Philosophie   Kontext>>>

 

“...so sieht man, daß die Platonische Staatsverfassung untergeordnet ist, das nicht erfüllen kann, was die höhere Forderung von einem sittlichen Organismus verlangt. Platon hat das Beruhen, Wissen, Wollen, Beschließen des Individuums nicht anerkannt, nicht zu vereinigen gewußt mit seiner Idee.
Die Gerechtigkeit erfordert ebenso für dies sein Recht wie die höhere Auflösung und Harmonie mit dem Allgemeinen.
Das Entgegengesetzte gegen das Prinzip Platons ist das Prinzip des bewußten freien Willens der Einzelnen, was in späterer Zeit besonders durch Rousseau obenangestellt worden ist: daß die Willkür des Einzelnen als Einzelnen, das Aussprechen des Einzelnen notwendig ist.
Da ist denn das Prinzip bis in das direkte Extrem gesteigert und in seiner ganzen Einseitigkeit hervorgetreten.
Dieser Willkür und Bildung gegenüber muß das an und für sich Allgemeine, Gedachte nicht als weise Vorsteher, Sitte, sondern als Gesetz, und zugleich mein Wesen und mein Gedanke, d. h. Subjektivität und Einzelheit sein.
Die Menschen müssen das Vernünftige selbst aus sich mit ihrem Interesse, ihrer Leidenschaft hervorgebracht haben,
so wie es in die Wirklichkeit tritt durch dringende Not, Gelegenheit, Veranlassungen.

G.W.F. Hegel - Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie / ... /3. Philosophie des Geistes   Kontext>>>

 

Die pädagogischen Versuche, den Menschen dem allgemeinen Leben der Gegenwart zu entziehen und auf dem Lande heraufzubilden (Rousseau im Emile), sind vergeblich gewesen, weil es nicht gelingen kann, den Menschen den Gesetzen der Welt zu entfremden. Wenn auch die Bildung der Jugend in Einsamkeit geschehen muß, so darf man ja nicht glauben, daß der Duft der Geisterwelt nicht endlich durch diese Einsamkeit wehe und daß die Gewalt des Weltgeistes zu schwach sei, um sich dieser entlegenen Teile zu bemächtigen.
Darin, daß es Bürger eines guten Staates ist, kommt erst das Individuum zu seinem Recht.

G.W.F. Hegel - Grundlinien der Philosophie des Rechts / ... /Dritter Teil. Die Sittlichkeit    § 153    Kontext>>>

 

Das Wahrhafte der Kantischen Philosophie ist, daß das Denken als konkret in sich, sich selbst bestimmend aufgefaßt ist;
so ist die Freiheit anerkannt.
Rousseau hat so in der Freiheit schon das Absolute aufgestellt; Kant hat dasselbe Prinzip aufgestellt, nur mehr nach theoretischer Seite; Frankreich faßt dies nach der Seite des Willens auf.
Die Franzosen sagen: Il a la tête près du bonnet; sie haben den Sinn der Wirklichkeit, des Handelns, Fertigwerdens
- die Vorstellung geht unmittelbarer in Handlung über.
So haben sich die Menschen praktisch an die Wirklichkeit gewendet.
Sosehr die Freiheit in sich konkret ist, so wurde sie doch als unentwickelt in ihrer Abstraktion an die Wirklichkeit gewendet; und Abstraktionen in der Wirklichkeit geltend machen, heißt Wirklichkeit zerstören.
Der Fanatismus der Freiheit, dem Volke in die Hand gegeben, wurde fürchterlich. In Deutschland hat dasselbe Prinzip das Interesse des Bewußtseins für sich genommen; aber es ist theoretischerweise ausgebildet worden.
Wir
haben allerhand Rumor im Kopfe und auf dem Kopfe; dabei läßt der deutsche Kopf eher seine Schlafmütze ganz ruhig sitzen und operiert innerhalb seiner. Das letzte Resultat der Kantischen Philosophie ist die Aufklärung; das Denken ist nicht zufällig räsonnierend, sondern konkret.”

G.W.F. Hegel - Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie / ... / B. Kant  Kontext>>>  

 

Kant hat angefangen, das Recht auf die Freiheit zu gründen, auch Fichte macht im Naturrecht die Freiheit zum Prinzip;
es ist aber wie bei Rousseau Freiheit in der Form des einzelnen Individuums. Es ist dies ein großer Anfang; aber um zum Besonderen zu kommen, haben sie Voraussetzungen machen, aufnehmen müssen. Es sind mehrere Einzelne; die ganze Ausführung des Staats hat also zur Hauptbestimmung, daß die Freiheit der Einzelnen sich durch die allgemeine Freiheit beschränken müsse.*) Sie bleiben immer Sprödes, Negatives gegeneinander. Das Gefängnis, die Bande werden immer größer, statt daß der Staat als Realisierung der Freiheit gefaßt werde. Es geht mit borniertem Verstande fort, das Naturrecht ist besonders mißraten; er deduziert auch die Natur, soweit er sie braucht, - das ist ideenloses Fortgehen.”

*) Grundlage des Naturrechts (Jena und Leipzig 1796) II, S. 21 [III, 195]

G.W.F. Hegel - Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie / ... / 1. Ursprüngliche Philosophie Fichtes     Kontext>>>

Französische Philosophie  >

1. Die negative Richtung /  >
2. Die positive Seite  >
a. Système de la Nature /  >
b. Robinet /  >

3. Idee einer konkreten allgemeinen Einheit  >
a. Gegensatz von sentir und penser /  >
b. Helvetius /  >
c. Rousseau /  >

4. Aufklärung  >

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