"Die Ideen, es sei der Attribute Gottes oder einzelner Dinge, erkennen nicht das Vorgestellte selbst oder die Dinge für ihre wirkende Ursache, sondern Gott selbst, insofern er ein Denkendes ist."
Ethices II, Prop. V, p. 80-81
"Wenn einige Körper derselben oder verschiedener Größe so eingeschränkt werden, daß sie einander aufliegen (invicem incumbant), oder wenn sie mit demselben oder mit verschiedenen Graden der Geschwindigkeit bewegt werden, daß sie ihre Bewegungen sich gegenseitig auf irgendeine Weise mitteilen, so sagen wir, daß jene Körper miteinander vereint sind und alle zusammen einen Körper oder Individuum ausmachen, das sich von den übrigen durch diese Union von Körpern unterscheidet."
Ethices II, Defin., p. 92
(Dreierlei Erkenntnisweisen): "1. aus Einzelnem durch die Sinne, verstümmelt und ohne Ordnung, dann aus Zeichen, Vorstellungen, Erinnerungen, - Meinung und Imagination; 2. allgemeine Begriffe und adäquate Ideen der Eigenschaften der Dinge; 3. scientia intuitiva kommt von der adäquaten Idee des formalen Wesens einiger Attribute Gottes zur adäquaten Erkenntnis des Wesens der Dinge.... Die Natur der Vernunft ist, die Dinge nicht als zufällig, sondern als notwendige zu betrachten, sub specie aeterni. Denn die Notwendigkeit der Dinge ist die Notwendigkeit der ewigen Natur Gottes selbst.... Jede Idee eines einzelnen Dinges schließt das ewige und unendliche Wesen Gottes notwendig in sich. Denn die einzelnen Dinge sind Modi eines Attributs Gottes; also müssen sie seine ewige Essenz in sich schließen."
Ethices II, Prop. XL, Schol. II, p. 113-114; Prop. XLIV, Coroll. II, p. 117-118; Prop. XLIV, p. 119
"Weder kann der Körper den Geist zum Denken noch der Geist den Körper zur Bewegung, noch Ruhe, noch zu etwas anderem determinieren. - Denn alle Modi des Denkens haben Gott, insofern er eine res cogitans und nicht insofern er durch ein anderes Attribut expliziert wird, zur Ursache. Was also den Geist zum Denken determiniert, ist ein Modus des Denkens und nicht der Ausdehnung. Bewegung und Ruhe des Körpers müssen von einem anderen Körper herkommen."
Ethices III, Prop. II, p. 133-134
"Jedes Ding strebt, sein Dasein zu erhalten. Dies Streben ist die Existenz selbst; es drückt nur eine unbestimmte Zeit aus.... Dieses Bestreben, auf Geist und Körper zugleich bezogen, ist appetitus."
Ethices III, Prop. VI-VIII, p. 139-140; Prop. IX, Schol., p. 140
"Der Affekt ist eine verworrene Idee; der Affekt ist daher um so mehr in unserer Gewalt, je genauer wir ihn kennen."
Ethices V, Prop. III,
"Der Geist kann machen, daß er alle Affektionen des Körpers oder Vorstellungen von Dingen auf Gott zurückführt"; was ist, ist in Gott, und nichts kann ohne Gott sein oder gefaßt werden.... Insofern der Geist alle Dinge als notwendig betrachtet, eine desto größere Macht hat er über seine Affekte,... Alle Ideen, sofern sie auf Gott bezogen werden, sind wahr."
Ethices V, Prop. XIV, p. 280; I, Prop. XV, p. 46; V, Prop. VI, p. 275; II, Prop. XXXII, p. 107
"Aus der dritten Weise des Erkennens entspringt die Ruhe des Geistes; das höchste Gut des Geistes ist, Gott zu erkennen, und dieses ist seine höchste Tugend. Unser Geist, insofern er sich und den Körper unter der Gestalt der Ewigkeit erkennt, hat insofern notwendig die Erkenntnis Gottes und weiß, daß er in Gott ist und durch Gott begriffen wird. Und aus diesem Erkennen entsteht notwendig die intellektuelle Liebe Gottes; denn es entsteht eine Freudigkeit mit der begleitenden Idee der Ursache, d. i. Gottes, - d. i. die intellektuelle Liebe Gottes .... Gott selbst liebt sich mit einer unendlichen, intellektuellen Liebe."
Ethices V, Prop. XXVII, XXX, XXXV, p. 287-292
"Unsere Glückseligkeit und Freiheit besteht in einer beständigen und ewigen Liebe zu Gott; ...sie folgt aus der Natur des Geistes, insofern diese als ewige Wahrheit durch die Natur Gottes betrachtet wird. ...Je mehr der Mensch Gottes Wesen erkennt und Gott liebt, desto weniger leidet er von bösen Affekten und desto geringer ist seine Furcht vor dem Tode."
Ethices V, Prop. XXXVI, Schol., p. 293; Prop. XXXVII, Demonstr., p. 294; Prop. XXXVIII, Schol., p. 294-295
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