Maximen und Reflexionen (1833)
"Alle Empiriker streben nach der Idee und können sie in der Mannigfaltigkeit nicht entdecken; alle Theoretiker suchen sie im Mannigfaltigen und können sie darinne nicht auffinden." - Maximen und Reflexionen, Nr. 803 bei Hecker
"Alles ist einfacher, als man denken kann, zugleich verschränkter, als zu begreifen ist." - Maximen und Reflexionen, Nr. 1209 bei Hecker
"Alles Lebendige bildet eine Atmosphäre um sich her." - Maximen und Reflexionen, Nr. 435 bei Hecker
"Alles, was wir treiben und tun, ist ein Abmüden; wohl dem, der nicht müde wird!" - Maximen und Reflexionen, Nr. 303 bei Hecker
"Anstatt meinen Worten zu widersprechen, sollten sie nach meinem Sinne handeln." - Maximen und Reflexionen, Nr. 114 bei Hecker
"Auch jetzt im Augenblick sollte jeder Gebildete Sternes Werke wieder zur Hand nehmen, damit auch das 19. Jahrhundert erführe, was wir ihrem schuldig sind, und einsähe, was wir ihm schuldig werden können." - über Laurence Sterne, Maximen und Reflexionen, 760
"Aufrichtig zu sein, kann ich versprechen, unparteiisch zu sein, aber nicht." - Aus Kunst und Alterthum, 4. Band, 2. Heft 1823, Nr. 184. Aus: Maximen und Reflexionen. hg. von Max Hecker. Weimar: Goethe-Gesellschaft, 1907. S. 33 books.google.com-USA*
"Aus vielen Skizzen endlich ein Ganzes hervorzubringen, gelingt selbst den Besten nicht immer." - Maximen und Reflexionen
"Begegnet uns jemand, der uns Dank schuldig ist, gleich fällt es uns ein. Wie oft können wir jemandem begegnen, dem wir Dank schuldig sind, ohne daran zu denken!" - Maximen und Reflexionen, 5
"Daher denn auch der Mathematiker seine Formelsprache so hoch steigert, uns, insofern es möglich, in der meßbaren und zählbaren Welt die unmeßbare mitzubegreifen. Nun erscheint ihm alles greifbar, faßlich und mechanisch, und er kommt in den Verdacht eines heimlichen Atheismus, indem er ja das Unmeßbarste, welches wir Gott nennen, zugleich mitzuerfassen glaubt und daher dessen besonderes oder vorzügliches Dasein aufzugeben scheint." - Maximen und Reflexionen1286
"Das Beste, was wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den sie erregt." - Maximen und Reflexionen, 495
"Das erste und letzte, was vom Genie gefordert wird, ist Wahrheitsliebe." - Maximen und Reflexionen, VII, Nr. 1
"Das ist der glücklichste Mensch, der das Ende seines Lebens mit dem Anfang in Verbindung setzen kann." - Maximen und Reflexionen, Aus Kunst und Altertum 1821
"Das Klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke." - Maximen und Reflexionen, Nr. 1031
"Das Naive als natürlich ist mit dem Wirklichen verschwistert. Das Wirkliche ohne sittlichen Bezug nennen wir gemein." - Maximen und Reflexionen
"Das schädlichste Vorurteil ist, dass irgend eine Art Naturuntersuchung mit dem Bann belegt werden könne." - Maximen und Reflexionen
"Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu verehren." - Maximen und Reflexionen, Nr. 1207 bei Hecker
"Den Stoff sieht jedermann vor sich, den Gehalt findet nur der, der etwas dazu zu tun hat, und die Form ist ein Geheimnis den Meisten." - Maximen und Reflexionen, Nr. 289 bei Hecker
"Der echte Schüler lernt aus dem Bekannten das Unbekannte entwickeln und nähert sich dem Meister." - Maximen und Reflexionen
"Der Hass ist ein aktives Missvergnügen, der Neid ein passives; deshalb darf man sich nicht wundern, wenn der Neid so schnell in Hass übergeht." - Maximen und Reflexionen
"Der mittelmäßigste Roman ist immer noch besser als die mittelmäßigen Leser, ja der schlechteste partizipiert etwas von der Vortrefflichkeit des ganzen Genres." - Maximen und Reflexionen 1406
"Der Mystizismus ist die Scholastik des Herzens, die Dialektik des Gefühls." - Maximen und Reflexionen
"Der Roman ist eine subjektive Epopee, in welcher der Verfasser sich die Erlaubnis ausbittet, die Welt nach seiner Weise zu behandeln. Es fragt sich also nur, ob er eine Weise habe, das andere wird sich schon finden." - Maximen und Reflexionen 133
"Mit den Jahren steigern sich die Prüfungen." - Maximen und Reflexionen
"Mystik deutet auf die Geheimnisse der Natur und Vernunft und sucht sie durch Wort und Bild zu lösen." - Maximen und Reflexionen
"Nichts ist widerwärtiger als die Majorität: denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich accomodiren, aus Schwachen, die sich assimilieren, und der Masse, die nachtrollt, ohne nur im mindesten zu wissen was sie will." - Maximen und Reflexionen
"Sei nicht ungeduldig, wenn man deine Argumente nicht gelten lässt." - Maximen und Reflexionen, 797
"Sobald die Tyrannei aufgehoben ist, geht der Konflikt zwischen Aristokratie und Demokratie unmittelbar an." - Maximen und Reflexionen
"Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein; sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen." - Maximen und Reflexionen
"Derjenige, der sich mit Einsicht für beschränkt erklärt, ist der Vollkommenheit am nächsten." - Maximen und Reflexionen
"Die Dunkelheit gewisser Maximen ist nur relativ: nicht alles ist dem Hörenden deutlich zu machen, was dem Ausübenden einleuchtet." - Maximen und Reflexionen, Nr. 1068 bei Hecker
"Die Form will so gut verdaut sein als der Stoff; ja, sie verdaut sich viel schwerer." - Maximen und Reflexionen, Nr. 1083 bei Hecker
"Die Geheimnisse der Lebenspfade darf und kann man nicht offenbaren, es gibt Steine des Anstoßes, über die ein jeder Wanderer stolpern muß. Der Poet aber deutet auf die Stelle hin." - Maximen und Reflexionen 617
"Die Mathematiker sind eine Art Franzosen: Redet man zu ihnen, so übersetzen sie es in ihre Sprache, und dann ist es alsobald ganz etwas anderes." - Maximen und Reflexionen
"Die Menge kann tüchtige Menschen nicht entbehren, und die Tüchtigen sind ihnen jederzeit zur Last." - Maximen und Reflexionen, 3
"Die Menschen, da sie zum Notwendigen nicht hinreichen, bemühen sich ums Unnütze." - Maximen und Reflektionen
"Die Menschen werden an sich und andern irre, weil sie die Mittel als Zweck behandeln." - Maximen und Reflexionen, I, Nr. 11
"Die Weisheit ist nur in der Wahrheit." - Maximen und Reflexionen
"Die Wissenschaften so gut als die Künste bestehen in einem überlieferbaren (realen), erlernbaren Teil und in einem unüberlieferbaren (idealen), unlernbaren Teil." - Maximen und Reflexionen, Nr. 1155 bei Hecker
"Die Wissenschaften zerstören sich auf doppelte Weise selbst: Durch die Breite, in die sie gehen, und durch die Tiefe, in die sie sich versenken." - Maximen und Reflexionen, Nr. 1161 bei Hecker
"Die Freigebigkeit erwirbt einem jede Gunst, vorzüglich wenn sie von Demut begleitet wird." - Maximen und Reflexionen
"Drei Klassen von Narren: Die Männer aus Hochmut, die Mädchen aus Liebe, die Frauen aus Eifersucht." - Maximen und Reflexionen
"Ein lustiger Gefährte ist ein Rollwagen auf der Wanderschaft." - Maximen und Reflexionen, 136
"Ein Unterschied, der dem Verstand nichts gibt, ist kein Unterschied." - Maximen und Reflexionen
"Eine solche Skizze braucht nicht im höchsten Grade ausgeführt und vollendet zu sein, wenn sie gut gesehen, gedacht und fertig ist, so ist sie für den Liebhaber oft reizender als ein größeres ausgeführtes Werk." - Maximen und Reflexionen, 455
"Es ist ganz einerlei, ob man das Wahre oder das Falsche sagt: Beidem wird widersprochen." - Maximen und Reflexionen, 677
"Es ist mir in den Wissenschaften gegangen wie einem, der früh aufsteht, in der Dämmerung die Morgenröte, sodann aber die Sonne ungeduldig erwartet und doch, wie sie hervortritt, geblendet wird." - Maximen und Reflexionen 372
"Es ist mit den Jahren wie mit den sibyllinischen Büchern: Je mehr man ihrer verbrennt, desto teurer werden sie." - Maximen und Reflexionen
"Hoffnung ist die zweite Seele der Unglücklichen." - "Maximen und Reflexionen"
"In jeder großen Trennung liegt ein Keim von Wahnsinn; man muss sich hüten, ihn nachdenklich auszubrüten und zu pflegen." - Maximen und Reflexionen
"Madame Roland, auf dem Blutgerüste, verlangte Schreibzeug, um die ganz besondernGedanken aufzuschreiben, die ihr auf dem letzten Wege vorgeschwebt. Schade, dass man ihr's versagte; denn am Ende des Lebens gehen dem gefassten Geiste Gedanken auf, bisher undenkbare; sie sind wie selige Dämonen, die sich auf den Gipfeln der Vergangenheit glänzend niederlassen." - Maximen und Reflektionen; Allgemeines, Ethisches, Literarisches; VII.; Nr. 395
"Vollkommenheit ist die Norm des Himmels, Vollkommenes wollen die Norm des Menschen." - Maximen und Reflexionen
"Wenn ein deutscher Literator seine Nation vormals beherrschen wollte, so musste er ihr nur glauben machen, es sei einer da, der sie beherrschen wolle. Da waren sie gleich so verschüchtert, dass sie sich, von wem es auch wäre, gern beherrschen ließen." - Maximen und Reflexionen, 324
"Widerspruch und Schmeichelei machen beide ein schlechtes Gespräch." - Maximen und Reflexionen; II.; Nr. 23, 91
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