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manfred herok 2014
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Voltaire
* 21. November 1694 in Paris; † 30. Mai 1778 ebenda; eigentlich François Marie Arouet
Das Voltairesche Verfahren ist ein Beispiel von echtem gesunden Menschenverstand, den dieser Mensch in so hohem Grade besessen hat und von dem andere so viel schwatzen, um ihre Ungesundheiten für Menschenverstand zu verkaufen.
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Zitate Voltaire >>>
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Hegel - Voltaire
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Gesunder Menschenverstand
“Man muß es nicht verhehlen wollen, daß dies Aufklären allein darin bestand, die Grundsätze des Deismus, der religiösen Toleranz und der Moralität, welche Rousseau und Voltaire zur allgemeinen Denkweise der höheren Klassen in Frankreich und außer Frankreich erhoben hatten, auch in Deutschland einzuführen. Während Voltaire in Berlin am Hofe Friedrichs II. selbst sich eine Zeitlang aufgehalten hatte, viele andere regierende deutsche Fürsten (vielleicht die Mehrzahl) es sich zur Ehre rechneten, mit Voltaire oder seinen Freunden in Bekanntschaft, Verbindung und Korrespondenz zu sein, ging von Berlin der Vertrieb derselben Grundsätze aus in die Sphäre der Mittelklassen, mit Einschluß des geistlichen Standes, unter dem, während in Frankreich der Kampf vornehmlich gegen denselben gerichtet war, vielmehr in Deutschland die Aufklärung ihre tätigsten und wirksamsten Mitarbeiter zählte. Dann aber fand ferner zwischen beiden Ländern der Unterschied statt, daß in Frankreich diesem Emporkommen oder Empören des Denkens alles sich anschloß, was Genie, Geist, Talent, Edelmut besaß, und diese neue Weise der Wahrheit mit dem Glanze aller Talente und mit der Frische eines naiven, geistreichen, energischen, gesunden Menschenverstandes erschien.
G.W.F. Hegel - Berliner Schriften / ... / Hamanns Schriften - Kontext>>>
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“Wie die Natur in der Physikotheologie der Ausdruck ewiger Wahrheit ist, so ist sie in der Kantischen und Fichteschen Moraltheologie ein zu Vernichtendes, an dem der Vernunftzweck ewig erst zu realisieren ist, von Wahrheit entblößt, das Gesetz der Häßlichkeit und Vernunftwidrigkeit an sich tragend; es brechen hier die gemeinsten Litaneien über das Übel in der Welt ein, deren Pessimismus Kant an die Stelle des Optimismus gesetzt hat, indem Kant und ihm nach Fichte dasjenige, was Voltaire dem von der Frömmelei in die Empirie des gemeinen Lebens herabgezogenen Optimismus, sich auf eben den Standpunkt der Empirie stellend und also ganz konsequent ad hominem entgegensetzte, in philosophische Form brachten und systematisch erwiesen, wodurch denn jene Konsequenz ganz und gar verlorengeht und die relative Wahrheit des Empirischen gegen Empirisches zu einer absoluten werden soll. Das Voltairesche Verfahren ist ein Beispiel von echtem gesunden Menschenverstand, den dieser Mensch in so hohem Grade besessen hat und von dem andere so viel schwatzen, um ihre Ungesundheiten für Menschenverstand zu verkaufen. Da eine philosophische Idee in die Erscheinung herabgezogen und mit den Prinzipien der Empirie verbunden unmittelbar eine Einseitigkeit wird, so stellt der wahrhafte gesunde Menschenverstand ihr die andere Einseitigkeit, die sich ebenso in der Erscheinung findet, entgegen und zeigt damit die Unwahrheit und Lächerlichkeit der ersten, indem für jene erste sich auf die Erscheinung und Erfahrung berufen wird, er aber in eben dieser Erfahrung und Erscheinung das Gegenteil aufzeigt. Weiter aber geht der Gebrauch und die Wahrheit der zweiten Einseitigkeit für sich nicht, und der echte gesunde Menschenverstand mutet ihr auch nicht mehr zu. Die Schulpedanterei macht sich hingegen gegen den gesunden Menschenverstand wieder auf dieselbe Weise lächerlich, daß sie das, wovon er nur diesen relativen Gebrauch ad hominem machte, absolut aufnimmt und es ernsthafterweise in philosophische Form gießt. Dieses Verdienst hat die Kantische und Fichtesche Philosophie sich um die Voltairesche Argumentation erworben, ein Verdienst, dessen sich die Deutschen allgemein rühmen, einen französischen Einfall auszubilden und ihn verbessert, in sein gehöriges Licht gestellt und gründlichermaßen ausgeführt und wissenschaftlich gemacht zurückzugeben, d. h. ihm gerade noch die relative Wahrheit, die er hat, zu nehmen dadurch, daß ihm allgemeingültige Wahrheit, deren er nicht fähig ist, erteilt werden sollte.”
G.W.F. Hegel - Jenaer Schriften / ... / C. Fichtesche Philosophie Fichte >>>
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“Voltaire hat die Newtonsche Theorie bei den Franzosen in Ehren gebracht, und das haben dann auch die Deutschen nachgesprochen.”
G.W.F. Hegel - Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse / ... / C. Absolute Mechanik - § 270
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“Mit Unrecht hat deshalb Voltaire gesagt, daß die Franzosen die Werke der Alten verbessert hätten; sie haben sie nur nationalisiert, und bei dieser Verwandlung verfuhren sie mit allem Fremdartigen und Individuellen um so unendlich ekler, als ihr Geschmack eine vollkommen hofmäßige soziale Bildung, Regelmäßigkeit und konventionelle Allgemeinheit des Sinnes und der Darstellung forderte. Die gleiche Abstraktion einer delikaten Bildung übertrugen sie in ihrer Poesie auch auf die Diktion. Kein Poet durfte cochon sagen oder Löffel und Gabel und tausend andere Dinge nennen. Daher die breiten Definitionen und Umschreibungen, statt Löffel oder Gabel z. B. ein Instrument, mit dem man flüssige oder trockene Speisen an den Mund bringt, und dergleichen mehr. Eben damit aber blieb ihr Geschmack höchst borniert; denn die Kunst, statt ihren Inhalt zu solchen abgeschliffenen Allgemeinheiten plattzuschlagen und auszuglätten, partikularisiert ihn vielmehr zu lebendiger Individualität. Die Franzosen haben sich deshalb am wenigsten mit Shakespeare vertragen können und, wenn sie ihn bearbeiteten, das gerade jedesmal fortgeschnitten, was uns an ihm das Liebste sein würde. Ebenso macht sich Voltaire über Pindar lustig, daß er sagen konnte: αpισsτtον με`ν ύδdωp. Und so müssen denn auch in ihren Kunstwerken Chinesen, Amerikaner oder griechische und römische Helden ganz wie französische Hofleute reden und sich aufführen.”
G.W.F. Hegel - Vorlesungen über die Ästhetik / ... / 3. Die Äußerlichkeit des idealen Kunstwerks im Verhältnis zum Publikum >>>
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“In Deutschland wird immer der gesunde Menschenverstand in Schutz genommen gegen die sogenannten Anmaßungen der Philosophie. Eitle Mühe, denn wenn ihnen die Philosophie auch alles einräumt, so nützt es sie doch nichts, denn - sie haben keinen. Der echte gesunde Menschenverstand ist nicht bäurische Roheit, sondern in der gebildeten Sphäre mit den Bestimmtheiten der Bildung frei und gewaltsam umgehend nach der Wahrheit, und dann unmittelbar Rousseausche Paradoxie, wenn er seinen Widerspruch gegen die Bestimmtheiten ebenso wie die Bildung selbst in Grundsätzen ausdrückt, oder als Erfahrung, Raisonnement, Witz, wie Voltaire oder Helvetius.”
Jenaer Schriften - Aphorismen aus Hegels Wastebook [1803-1806] >>>
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“Leibniz hat den langweiligen Gedanken, daß Gott unter den unendlich möglichen Welten die beste ausgewählt habe, - Optimismus. Das ist ein schlechter, populärer Ausdruck, so ein Geschwätz von Möglichkeit der Vorstellung oder Einbildung; Voltaire hat ihn lustig persifliert”.
G.W.F. Hegel - Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie / ... / C. Dritte Abteilung - 1. Leibniz >>>
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“Die Hauptkrankheit aber unseres schriftstellerischen Publikums scheint wohl eben durch die Definition ausgedrückt zu sein, welche Voltaire in dieser Rücksicht von Deutschland gibt, es sei un pays fertile en mauvais originaux. Denn man möchte bei jenem aktiven Teile des Publikums vielmehr leicht den höchsten Mangel an Originalität des Inhalts, ja an einer bloßen Ausdehnung und Mannigfaltigkeit desselben erblicken, dagegen die desto größere formelle Originalität der Einbildung, die sich auf die Dürftigkeit ihres Stoffes und die Seichtigkeit und Verkehrtheit ihrer Einfälle stützt, um zu beweisen, daß sie etwas Besonderes, d. i. vom Anerkannten und Vernünftigen Abweichendes zutage gebracht habe. Diese Sucht nach etwas Besonderem, die zu einem negativen Geiste gegen das Gediegene, Geltende und Anerkannte wird, ist es, die, auf dem theoretischen Felde erzogen und genährt, dann, wenn das Praktische und Politische ein eigentümliches Interesse erweckt hat, sich auf dieses wirft, wo die Originalität der Seichtigkeit ganz homogene, nur jetzt einen Kreis von ganz anderer Bedeutung und Würde anlastende Erscheinungen hervorbringt und der Anfang des leeren Aufspreizens mit hohlen Gedanken die Bahn zu praktischen Originalitäten, d. i. zu törichten, gefährlichen, verbrecherischen Unternehmungen und Handlungen eröffnet.”
G.W.F. Hegel - Berliner Schriften - 1818-1831 - Gutachten und Aufsätze - Über die Einrichtung1) einer kritischen Zeitschrift der Literatur >>>
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“Was aber die Franzosen für das sicherste Mittel, allgemein zu gefallen, ansehen, ist dasjenige, was sie esprit nennen. Dieser esprit beschränkt sich in oberflächlichen Naturen auf das Kombinieren einander fernliegender Vorstellungen, wird aber in geistreichen Männern, wie z. B. Montesquieu und Voltaire, durch das Zusammenfassen des vom Verstande Getrennten zu einer genialen Form des Vernünftigen; denn das Vernünftige hat eben dies Zusammenfassen zu seiner wesentlichen Bestimmung.
G.W.F. Hegel - Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse / ... / a. Natürliche Qualitäten - § 394
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Montesquieu >>>
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G.W.F. Hegel: “So hat Montesquieu in seinem schönen Buche L'esprit des lois, wovon Voltaire sagte, es wäre ein esprit sur les lois, die Verfassungen in diesem großen Sinne betrachtet, daß Verfassung, Religion, alles, was sich in einem Staate findet, eine Totalität ausmacht.”
- Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie / ... / a. Gegensatz von sentir und penser - Kontext>>>
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