Fichte: Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre
Deduction der Vorstellung.
I.
Wir setzen uns zuvörderst recht fest auf dem Puncte, bei welchem wir angekommen waren.
Auf die ins Unendliche hinaus gehende Thätigkeit des Ich, in welcher eben darum, weil sie ins Unendliche hinaus geht, nichts unterschieden werden kann, geschieht ein Anstoss; und die Thätigkeit, die dabei keinesweges vernichtet werden soll, wird reflectirt, nach innen getrieben; sie bekommt die gerad' umgekehrte Richtung.
Man stelle sich die ins unendliche hinausgehende Thätigkeit vor unter dem Bilde einer geraden Linie, die von A aus durch B nach C u.s.w. geht. Sie könnte angestossen werden innerhalb C oder über C hinaus; aber man nehme an, dass sie eben in C angestossen werde; und davon liegt nach dem obigen der Grund nicht im Ich, sondern im Nicht-Ich.
Unter der gesetzten Bedingung wird die von A nach C gehende Richtung der Thätigkeit des Ich reflectirt von C nach A.
Aber auf das Ich kann, so gewiss es nur ein Ich seyn soll, gar keine Einwirkung geschehen, ohne dass dasselbe zurückwirkte. Im Ich lässt sich nichts aufheben, mithin auch die Richtung seiner Thätigkeit nicht. Mithin muss die nach A reflectirte Thätigkeit, insofern sie reflectirt ist, zugleich zurückwirken bis C.
Und so erhalten wir zwischen A und C eine doppelte mit sich selbst streitende Richtung der Thätigkeit des Ich, in welcher sich die von C nach A als ein Leiden, und die von A nach C als blosse Thätigkeit ansehen lässt; welche beide ein und ebenderselbe Zustand des Ich sind.
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[Fichte: Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre, S. 245 ff. Die digitale Bibliothek der Philosophie, S. 30203 (vgl. Fichte-W Bd. 1, S. 245 ff.]
>>>Johann Christian Friedrich Hölderlin - Urteil und Sein
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