G.W.F.Hegel Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse
Die vegetabilische Natur
§ 344
“...Weil nun, wie gesagt, bei der Pflanze das subjektive Eins in ihre Qualität und Besonderung selbst hineinfällt, die negative Selbstischkeit der Pflanze sich mithin noch nicht zu sich selbst verhält, so existiert dieses Selbst auch noch nicht als ein schlechthin Unsinnliches, welches eben Seele heißt, sondern ist noch sinnlich, zwar nicht mehr als materielle Menge, aber doch als sinnliche Einheit des Materiellen. Das Sinnliche nun, was für die Einheit bleibt, ist der Raum. Indem die Pflanze so das Sinnliche noch nicht ganz vernichten kann, ist sie noch nicht reine Zeit in sich; darum ist die Pflanze an einem bestimmten Ort und kann ihn nicht vernichten, wiewohl sie sich in demselben entfaltet. Das Tier verhält sich aber als Prozeß gegen den Ort, vernichtet ihn, wenn es ihn dann auch wieder setzt. Ebenso will das Ich sich, den Punkt bewegen, d. h. seinen Ort, d. i. sein sinnliches unmittelbares Bestehen, als des Punktes, ändern; oder Ich will sich, als Idealität des Eins, von sich selbst, als sinnlichem Eins, unterscheiden. ... WEITER>>>
Sollten die Pflanzen sich im Verhalten nach außen unterbrechen, so müßten sie als Subjektive existieren, sich als Selbst zu ihrem Selbst verhalten. Der Grund der nicht unterbrochenen Intussuszeption der Pflanze ist also eben diese ihre Natur, daß sie nicht wahrhafte Subjektivität ist, sondern ihre Individualität immer in ihre Besonderheit zerfällt und so nicht als unendliches Fürsichsein an sich hält. Erst das Selbst als Selbst ist das ausschließende nach außen, eben damit die Seele dieses Verhalten als Beziehung auf sich selbst; und da in ihr das Selbst beide Seiten des Verhältnisses bildet, so ist dieses ein innerer Kreis der Seele, der sich von der unorganischen Natur abhält. Indem die Pflanze aber dieses noch nicht ist, so fehlt ihr die Innerlichkeit, die von dem Verhalten nach außen frei wäre. Luft und Wasser wirken so immer auf die Pflanze; sie nimmt nicht einen Schluck Wasser. Lichteinwirkung wird zwar äußerlich durch die Nacht oder den Winter unterbrochen oder geschwächt; aber das ist nicht ein Unterschied der Pflanze selbst, sondern ein ihr Äußerliches. ...” WEITER>>>
“... δ. Daß die Pflanze kein Gefühl hat, liegt wieder darin, daß das subjektive Eins in ihre Qualität, Besonderheit selbst hineinfällt, das Insichsein noch nicht als Nervensystem selbständig gegen das Äußere ist wie beim Tiere. Erst was Empfindung in sich hat, kann sich selbst als Anderes ertragen, kann es mit der Härte der Individualität aufnehmen und sich in den Kampf mit anderen Individualitäten wagen.
Die Pflanze ist die unmittelbare organische Individualität, worin die Gattung das Übergewicht hat und die Reflexion nicht individuell ist, das Individuelle nicht als solches in sich zurückgeht, sondern ein Anderes ist, also kein Selbstgefühl hat. “ WEITER>>>
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