Verhältnis der Philosophie zur Religion
Die Stellung der Religion ist diese: Die Wahrheit, die durch sie an uns kommt, ist äußerlich gegeben. Man behauptet, die Offenbarung des Wahren sei eine dem Menschen gegebene, er habe sich darin in Demut zu bescheiden; die menschliche Vernunft könne für sich selbst nicht darauf kommen. Die Wahrheiten der Religion sind; man weiß nicht, woher sie gekommen; der Inhalt ist als gegebener, der über und jenseits der Vernunft sei. Dies ist positive Religion. Irgend durch einen Propheten, göttlichen Abgesandten ist die Wahrheit verkündet. Er ist Individuum; wer dieser sei, ist für den Inhalt an und für sich gleichgültig. Ceres, Triptolem haben den Ackerbau, die Ehe eingeführt, sie sind von den Griechen geehrt worden; gegen Moses, Mohammed sind die Völker dankbar geworden. Diese Äußerlichkeit, durch welches Individuum die Wahrheit gegeben worden, ist etwas Geschichtliches, das nicht den absoluten Inhalt angeht. Die Person ist nicht Inhalt der Lehre selbst. Bei der christlichen Religion ist dies Eigentümliche, daß diese Person, Christus selbst, seine Bestimmung, Sohn Gottes zu sein, zur Natur Gottes selbst gehört. Ist Christus für die Christen nur Lehrer, wie Pythagoras, Sokrates oder Kolumbus, so ist dies kein allgemeiner göttlicher Inhalt, keine Offenbarung, Belehrung über die Natur Gottes, und über diese allein wollen wir belehrt sein. >>>
|