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                                                                                                                                manfred herok    2014

Karl Marx

Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie [1857]

Die Methode der politischen Oekonomie (MEGA II.1.1, S. 35 - 43)

"Wenn wir ein gegebnes Land politisch-ökonomisch betrachten, so beginnen wir mit seiner Bevölkerung, ihrer Vertheilung in Klassen, Stadt, Land, See, den verschiednen Productionszweigen, Aus- und Einfuhr, jährlicher Production und Consumtion, Waarenpreissen etc.

Es scheint das Richtige zu sein mit dem Realen und Concreten, der

[# 36] wirklichen Voraussetzung zu beginnen, also z. B. in der Oekonomie mit der Bevölkerung, die die Grundlage und das Subjekt des ganzen gesellschaftlichen Productionsakts ist. Indeß zeigt sich dieß bei näherer Betrachtung falsch.
Die Bevölkerung ist eine Abstraktion, wenn ich z. B. die Klassen aus denen sie besteht weglasse. Diese Klassen sind wieder ein leeres Wort, wenn ich die Elemente nicht kenne,
auf denen sie beruhn. Z. B. Lohnarbeit, Capital etc.
Diese unterstellen Austausch, Theilung der Arbeit, Preisse etc. Capital z. B. ohne Lohnarbeit ist nichts, ohne Werth, Geld, Preiß etc.
Finge ich also mit der Bevölkerung an,
so wäre das eine chaotische Vorstellung des Ganzen und durch nähere Bestimmung würde ich analytisch immer mehr auf einfachere Begriffe kommen; von dem vorgestellten Concreten auf immer dünnere Abstracta, bis ich bei den einfachsten Bestimmungen angelangt wäre.
Von da wäre nun die Reise wieder rückwärts anzutreten, bis ich endlich wieder bei der Bevölkerung anlangte, dießmal aber nicht als bei einer chaotischen Vorstellung eines Ganzen, sondern als einer reichen Totalität von vielen Bestimmungen und Beziehungen.
Der erste Weg ist der, den die Oekonomie in ihrer Entstehung geschichtlich genommen hat. Die Oekonomen des 17t Jhh. z. B. fangen immer mit dem lebendigen Ganzen,
der Bevölkerung, der Nation, Staat, mehren Staaten etc an; sie enden aber immer damit,
daß sie durch Analyse einige bestimmende abstrakte, allgemeine Beziehungen,
wie Theilung der Arbeit, Geld, Werth etc herausfinden.
Sobald diese einzelnen Momente mehr oder weniger fixirt und abstrahirt waren,
begannen die ökonomischen Systeme, die von dem einfachen, wie Arbeit, Theilung der Arbeit, Bedürfniß, Tauschwerth aufstiegen bis zum Staat, Austausch der Nationen, und Weltmarkt. Das leztre ist offenbar die wissenschaftlich richtige Methode.
Das Concrete ist concret weil es die Zusammenfassung vieler Bestimmungen ist,
also Einheit des Mannigfaltigen.
Im Denken erscheint es daher als Prozeß der Zusammenfassung, als Resultat,
nicht als Ausgangspunkt, obgleich es der wirkliche Ausgangspunkt und daher auch der Ausgangspunkt der Anschauung und der Vorstellung ist.
Im ersten Weg wurde die volle Vorstellung zu abstrakter Bestimmung verflüchtigt;
im 2t führen die abstrakten Bestimmungen zur Reproduction des Concreten im Weg des Denkens.
Hegel gerieth daher auf die Illusion, das Reale als Resultat des sich in sich zusammenfassenden, in sich vertiefenden, und aus sich selbst sich bewegenden Denkens zu fassen, während die Methode vom Abstrakten zum Concreten aufzusteigen, nur die Art für das Denken ist sich das Concrete anzueignen, es als ein geistig Concretes zu reproduciren.
Keineswegs aber der Entstehungsprocess des Concreten selbst. Z. B. die einfachste ökonomische Categorie, sage Z. B. Tauschwerth, unterstellt Bevölkerung, Bevölkerung producirend in bestimmten Verhältnissen;
auch gewisse Sorte von Familien- oder [# 37] Gemeinde- oder Staatswesen etc.
Er kann nie existiren ausser als abstrakte, einseitige Beziehung eines schon gegebnen concreten, lebendigen Ganzen. Als Categorie führt dagegen der Tauschwerth ein antediluvianisches Dasein.
Für das Bewußtsein daher - und das philosophische Bewußtsein ist so bestimmt
- dem das begreifende Denken der wirkliche Mensch und die begriffne Welt als solche erst die wirkliche ist - erscheint daher die Bewegung der Categorien als der wirkliche Productionsakt - der leider nur einen Anstoß von Aussen erhält - dessen Resultat die Welt ist; und dieß ist - dieß ist aber wieder eine Tautologie - so weit richtig, als die konkrete Totalität als Gedankentotalität, als ein Gedankenconcretum, in fact ein Product des Denkens, des Begreifens ist; keineswegs aber des ausser oder über der Anschauung und Vorstellung denkenden und sich selbst gebärenden Begriffs, sondern der Verarbeitung von Anschauung und Vorstellung in Begriffe.
Das Ganze wie es im Kopf als Gedankenganzes erscheint ist ein Product des denkenden Kopfes, der sich die Welt in der ihm einzig möglichen Weise aneignet, einer Weise, die verschieden ist von der künstlerisch-, religiös-, praktisch-geistigen Aneignung dieser Welt. Das reale Subject bleibt nach wie vor ausserhalb des Kopfes in seiner Selbstständigkeit bestehn; solange sich der Kopf nämlich nur spekulativ verhält, nur theoretisch. Auch bei der theoretischen Methode daher muß das Subject, die Gesellschaft, als Voraussetzung stets der Vorstellung vorschweben.

Aber haben diese einfachen Categorien nicht auch eine unabhängige historische oder natürliche Existenz vor den concretern? Ca dépend. Z. B. Hegel fängt die Rechtsphilosophie richtig mit dem Besitz an, als der einfachsten rechtlichen Beziehung des Subjekts.
Es existirt aber kein Besitz vor der Familie oder Herrschafts- und Knechtsverhältnissen,
die viel concretre Verhältnisse sind. Dagegen wäre es richtig zu sagen, daß Familien, Stammesganze existiren, die nur noch besitzen, nicht Eigenthum haben.
Die einfachere Categorie erscheint also als Verhältniß einfachrer Familien- oder Stammgenossenschaften im Verhältniß zum Eigenthum.
In der höhern Gesellschaft erscheint sie als das einfachere Verhältniß einer entwickelten Organisation.
Das concretere Substrat, dessen Beziehung der Besitz ist, ist aber immer vorausgesezt.
Man kann sich einen einzelnen Wilden besitzend vorstellen.
Dann ist aber der Besitz kein Rechtsverhältniß.
Es ist unrichtig, daß der Besitz sich historisch zur Familie entwickelt.
Er unterstellt vielmehr immer diese "concretere Rechtscategorie".
Indeß bliebe dann immer so viel,
daß die einfachen Categorien Ausdrücke von Verhältnissen sind, in denen das unentwickeltere Concrete sich realisirt haben mag, ohne noch die vielseitigre Beziehung oder Verhältniß,
das in der concretern Categorie geistig ausgedrückt ist, gesezt zu haben;
während das entwickeltere Concrete dieselbe Categorie als ein untergeordnetes Verhältniß beibehält.
Geld kann existiren und hat historisch existirt, ehe Capital existirte,
ehe Banken existirten,
ehe Lohnarbeit existirte etc. Nach dieser Seite hin kann also gesagt werden,
daß die einfachre Categorie herrschende Verhältnisse eines unentwickeltern Ganzen oder untergeordnete Verhältnisse eines entwickeltern Ganzen ausdrücken kann, die historisch schon Existenz hatten, eh das Ganze sich nach der Seite entwickelte, die in einer concretern Categorie ausgedrückt ist. Insofern entspräche der Gang des abstrakten Denkens, das vom Einfachsten zum Combinirten aufsteigt dem wirklichen historischen Prozeß.

Andrerseits kann gesagt werden, daß es sehr entwickelte, aber doch historisch unreifere Gesellschaftsformen giebt, in denen die höchsten Formen der Oekonomie, z. B. Cooperation, entwickelte Theilung der Arbeit etc stattfinden, ohne daß irgend ein Geld existirt, z. B. Peru. Auch bei den slavischen Gemeinwesen tritt das Geld, und der es bedingende Austausch, nicht oder wenig innerhalb der einzelnen Gemeinwesen hervor, sondern an ihrer Grenze, im Verkehr mit andren, wie es denn überhaupt falsch ist den Austausch mitten in d. Gemeinwesen zu setzen, als das ursprünglich constituirende Element. Er tritt vielmehr im Anfang eher in der Beziehung der verschiednen Gemeinwesen auf einander, als für die Mitglieder innerhalb eines und desselben hervor. Ferner:
Obgleich das Geld sehr früh und allseitig eine Rolle spielt, so ist es im Alterthum doch als herrschendes Element nur einseitig bestimmten Nationen, Handelsnationen zugewiesen.
Und selbst im gebildesten Alterthum, bei Griechen und Römern, erscheint seine völlige Entwicklung, die in der modernen bürgerlichen Gesellschaft vorausgesezt ist, nur in der Periode ihrer Auflösung. Also diese ganz einfache Categorie erscheint in ihrer Intensivität nicht historisch als in den entwickelsten Zuständen der Gesellschaft. Keineswegs alle ökonomischen Verhältnisse durchwadend. Z. B. im römischen Reich, in seiner größten Entwicklung, blieb Naturalsteuer und Naturallieferung Grundlage.
Das Geldwesen eigentlich nur vollständig dort entwickelt in der Armee. Es ergriff auch nie das Ganze der Arbeit.
So, obgleich die einfachre Categorie, historisch existirt haben mag vor der concretern, kann sie, in ihrer völligen intensiven und extensiven Entwicklung grade einer combinirten Gesellschaftsform angehören, während die concretere in einer weniger entwickelten Gesellschaftsform völliger entwickelt war.

Arbeit scheint eine ganz einfache Categorie. Auch die Vorstellung derselben in dieser Allgemeinheit - als Arbeit überhaupt - ist uralt.
Dennoch, ökonomisch in dieser Einfachheit gefaßt ist "Arbeit" eine ebenso moderne Categorie, wie die Verhältnisse, die diese einfache Abstraction erzeugen.
Das Monetarsystem z. B. sezt den Reichthum noch ganz objectiv, als Sache ausser sich im Geld. Gegenüber diesem Standpunkt war es ein grosser Fortschritt, wenn das Manufactur- oder commercielle System aus dem Gegenstand in die subjektive Thätigkeit - die commercielle und Manufacturarbeit die Quelle des Reichthums sezt, aber immer noch blos diese Thätigkeit selbst in der Begrenztheit als Geldmachend auffaßt. Diesem System gegenüber das physiokratische, das eine bestimmte Form der Arbeit - die Agricultur - als die Reichthumschaffende sezt und das Objekt selbst nicht mehr in der Verkleidung des Geldes, sondern als Product überhaupt, als allgemeines Resultat der Arbeit. Dieses Product noch der Begrenztheit der Thätigkeit gemäß als immer noch Naturbestimmtes Product - Agriculturproduct, Erdproduct par excellence.

Es war ein ungeheurer Fortschritt von Ad. Smith jede Bestimmtheit der Reichthumzeugenden Thätigkeit fortzuwerfen - Arbeit schlechthin, weder Manufactur-, noch commercielle, noch Agriculturarbeit, aber sowohl die eine wie die andre. Mit der abstrakten Allgemeinheit der Reichthumschaffenden Thätigkeit nun auch die Allgemeinheit des als Reichthum bestimmten Gegenstandes, Product überhaupt oder wieder Arbeit überhaupt, aber als vergangne, vergegenständlichte Arbeit.
Wie schwer und groß dieser Uebergang, geht daraus hervor, wie Ad. Smith selbst noch von Zeit zu Zeit wieder in das physiocratische System zurückfällt.
Nun könnte es scheinen, als ob damit nur der abstrakte Ausdruck für die einfachste und urälteste Beziehung gefunden, worin die Menschen - sei es in welcher Gesellschaftsform immer - als producirend auftreten.
Das ist nach einer Seite hin richtig. Nach der andren nicht.
Die Gleichgültigkeit gegen eine bestimmte Art der Arbeit sezt eine sehr entwickelte Totalität wirklicher Arbeitsarten voraus, von denen keine mehr die alles beherrschende ist.
So entstehn die allgemeinsten Abstraktionen überhaupt nur bei der reichsten concreten Entwicklung, wo Eines vielen Gemeinsam erscheint, allen gemein. Dann hört es auf nur in besondrer Form gedacht werden zu können. Andrerseits ist diese Abstraktion der Arbeit überhaupt nicht nur das geistige Resultat einer konkreten Totalität von Arbeiten.
Die Gleichgültigkeit gegen die bestimmte Arbeit entspricht einer Gesellschaftsform,
worin die Individuen mit Leichtigkeit aus einer Arbeit in die andre übergehn und die bestimmte Art der Arbeit ihnen zufällig, daher gleichgültig ist.
Die Arbeit ist hier nicht nur in der Categorie, sondern in der Wirklichkeit als Mittel zum Schaffen des Reichthums überhaupt geworden, und hat aufgehört als Bestimmung mit den Individuen in einer Besonderheit verwachsen zu sein.
Ein solcher Zustand ist am entwickelsten in der modernsten Daseinsform der bürgerlichen Gesellschaften - den Vereinigten Staaten. Hier also wird die Abstraction der Categorie "Abeit", "Arbeit überhaupt", Arbeit sans phrase, der Ausgangspunkt der modernen Oekonomie, erst praktisch wahr. Die einfachste Abstraktion also, welche die moderne Oekonomie an die Spitze

[# 40] stellt, und die eine uralte und für alle Gesellschaftsformen gültige Beziehung ausdrückt, erscheint doch nur in dieser Abstraction praktisch wahr als Categorie der modernsten Gesellschaft.
Man könnte sagen, was in den Vereinigten Staaten als historisches Product,
erscheine bei den Russen z. B. - diese Gleichgültigkeit gegen die bestimmte Arbeit
- als Naturwüchsige Anlage. Allein einmal verteufelter Unterschied, ob Barbaren Anlage haben zu allem verwandt zu werden, oder ob Civilisirte sich selbst zu allem verwenden. Und dann entspricht praktisch bei den Russen dieser Gleichgültigkeit gegen die Bestimmtheit der Arbeit das traditionelle Festgerittensein in eine ganz bestimmte Arbeit, woraus sie nur durch Einflüsse von aussen herausgeschleudert werden.

Dieß Beispiel der Arbeit zeigt schlagend, wie selbst die abstractesten Categorien, trotz ihrer Gültigkeit - eben wegen ihrer Abstraction - für alle Epochen, doch in der Bestimmtheit dieser Abstraction selbst ebenso sehr das Product historischer Verhältnisse sind und ihre Vollgültigkeit nur für und innerhalb dieser Verhältnisse besitzen.

Die bürgerliche Gesellschaft ist die entwickeltste und mannigfaltigste historische Organisation der Production.
Die Categorien, die ihre Verhältnisse ausdrücken, das Verständniß ihrer Gliederung, gewähren daher zugleich Einsicht in die Gliederung und die Productionsverhältnisse aller der untergegangnen Gesellschaftsformen, mit deren Trümmern und Elementen sie sich aufgebaut, von denen theils noch unüberwundne Reste sich in ihr fortschleppen, blose Andeutungen sich zu ausgebildeten Bedeutungen entwickelt haben etc.
Die Anatomie des Menschen ist ein Schlüssel zur Anatomie des Affen.
Die Andeutungen auf Höhres in den untergeordnetren Thierarten können dagegen nur verstanden werden, wenn das Höhere selbst schon bekannt ist.
Die bürgerliche Oekonomie liefert so den Schlüssel zur antiken etc.
Keineswegs aber in der Art der Oekonomen, die alle historischen Unterschiede verwischen und in allen Gesellschaftsformen die bürgerlichen sehen.
Man kann Tribut, Zehnten etc verstehn, wenn man die Grundrente kennt.
Man muß sie aber nicht identificiren.
Da ferner die bürgerliche Gesellschaft selbst nur eine gegensätzliche Form der Entwicklung, so werden Verhältnisse frührer Formen oft nur ganz verkümmert in ihr anzutreffen sein,
oder gar travestirt. Z. B. Gemeindeeigenthum.
Wenn daher wahr ist, daß die Categorien der bürgerlichen Oekonomie eine Wahrheit für alle andren Gesellschaftsformen besitzen, so ist das nur cum grano salis zu nehmen.
Sie können dieselben entwickelt, verkümmert, karikirt etc enthalten, immer in wesentlichem Unterschied.
Die s.g. historische Entwicklung beruht überhaupt darauf, daß die lezte Form die vergangnen als Stufen zu sich selbst betrachtet, und, da sie selten, und nur unter ganz bestimmten Bedingungen fähig ist, sich selbst zu kritisiren
- es ist hier natürlich nicht von solchen historischen Perioden die Rede,
die sich selbst als Verfallzeit vorkommen - sie immer einseitig auffaßt.
Die christliche Religion war erst fähig zum objectiven Verständniß der frühern Mythologien zu verhelfen, sobald ihre Selbstkritik zu einem gewissen Grad, so zu sagen dunamei, fertig war. So kam die bürgerliche Oekonomie erst zum Verständniß der feudalen, antiken, orientalen, sobald die Selbstkritik der bürgerlichen Gesellschaft begonnen.
Soweit die bürgerliche Oekonomie nicht mythologisirend sich rein identificirt mit den vergangnen, glich ihre Kritik der frühern, namentlich der feudalen, mit der sie noch direct zu kämpfen hatte, der Kritik, die das Christenthum am Heidenthum, oder auch der Protestantismus am Catholicismus ausübte.

Wie überhaupt bei jeder historischen, socialen Wissenschaft, ist bei dem Gang der ökonomischen Categorien immer festzuhalten, daß, wie in der Wirklichkeit, so im Kopf, das Subjekt, hier die moderne bürgerliche Gesellschaft gegeben ist, und daß die Categorien daher Daseinsformen, Existenzbestimmungen, oft nur einzelne Seiten dieser bestimmten Gesellschaft, dieses Subjekts ausdrücken, und daß sie daher auch wissenschaftlich keineswegs da erst anfängt, wo nun von ihr als solcher die Rede ist. Dieß ist festzuhalten, weil es gleich über die Eintheilung entscheidendes zur Hand giebt.
Z. B. nichts scheint naturgemässer als mit der Grundrente zu beginnen, dem Grundeigenthum, da es an die Erde, die Quelle aller Production und allen Daseins, gebunden ist, und an die erste Productionsform aller einigermassen befestigten Gesellschaften - die Agricultur. Aber nichts wäre falscher.
In allen Gesellschaftsformen ist es eine bestimmte Production, die allen übrigen, und deren Verhältnisse daher auch allen übrigen, Rang und Einfluß anweist.
Es ist eine allgemeine Beleuchtung worin alle übrigen Farben getaucht sind und sie in ihrer Besonderheit modificirt. Es ist ein besondrer Aether, der das spezifische Gewicht alles in ihm hervorstechenden Daseins bestimmt. Z. B. bei Hirtenvölkern (blose Jäger- und Fischer-Völker liegen ausser dem Punkt, wo die wirkliche Entwicklung beginnt).
Bei ihnen kömmt gewisse Form des Ackerbaus vor, sporadische.
Das Grundeigenthum ist dadurch bestimmt. Es ist gemeinsames und hält diese Form mehr oder minder bei, je nachdem diese Völker mehr oder minder noch an ihrer Tradition festhalten, z. B. das Gemeindeeigenthum der Slaven.
Bei Völkern von festsetzendem Ackerbau – dieß Festsetzen schon grosse Stufe
- wo dieser vorherrscht wie bei den Antiken und Feudalen, hat selbst die Industrie und ihre Organisation und die Formen des Eigenthums, die ihr entsprechen, mehr oder minder Grundeigenthümlichen Charakter; ist entweder ganz von ihm abhängig wie bei den ältern Römern oder wie im Mittelalter ahmt die Organisation des Landes in der Stadt und ihren Verhältnissen nach.
Das Capital selbst im Mittelalter - soweit es nicht reines Geldcapital ist
– als traditionelles Handwerkszeug etc hat diesen grundeigenthümlichen Charakter.
In der bürgerlichen Gesellschaft ist es umgekehrt.
Die Agricultur wird mehr und mehr ein bloser Industriezweig und ist ganz vom Capital beherrscht. Ebenso die Grundrente.
In allen Formen, worin das Grundeigenthum herrscht, die Naturbeziehung noch vorherrschend. In denen, wo das Capital herrscht, das gesellschaftlich, historisch geschaffne Element. Die Grundrente kann nicht verstanden werden, ohne das Capital. Das Capital aber wohl ohne die Grundrente. Das Capital ist die alles beherrschende ökonomische Macht der bürger1ichen Gesellschaft. Es muß Ausgangspunkt, wie Endpunkt bilden und vor dem Grundeigenthum entwickelt werden. Nachdem beide besonders betrachtet sind, muß ihre Wechselbeziehung betrachtet werden.

Es wäre also unthubar und falsch, die ökonomischen Categorien in der Folge auf einander folgen zu lassen, in der sie historisch die bestimmenden waren. Vielmehr ist ihre Reihenfolge bestimmt durch die Beziehung, die sie in der modernen bürgerlichen Gesellschaft auf einander haben, und die gerade das umgekehrte von dem ist, was als ihre naturgemässe erscheint oder der Reihe der historischen Entwicklung entspricht.
Es handelt sich nicht um das Verhältniß, das die ökonomischen Verhältnisse in der Aufeinanderfolge verschiedener Gesellschaftsformen historisch einnehmen.
Noch weniger um ihre Reihenfolge "in der Idee" (Proudhon) (einer verschwimmelten Vorstellung der historischen Bewegung). Sondern um ihre Gliederung innerhalb der modernen bürgerlichen Gesellschaft.

Die Reinheit (abstracte Bestimmtheit), in der die Handelsvölker - Phönizier, Carthaginienser - in der alten Welt erscheinen, ist eben durch das Vorherrschen der Agriculturvölker selbst gegeben.
Das Capital als Handels- oder Geldcapital erscheint eben in dieser Abstraction, wo das Capital noch nicht das beherrschende Element der Gesellschaften ist. Lombarden, Juden nehmen dieselbe Stellung gegenüber den agriculturtreibenden mittelaltrigen Gesellschaften ein.

Als weitres Beispiel der verschiednen Stellung die dieselben Categorien in verschiednen Gesellschaftsstufen einnehmen: Eine der lezten Formen der bürgerlichen Gesellschaft: die jointstock-companies. Erscheinen aber auch im Beginn derselben in den grossen privilegirten und mit Monopol versehrten Handelscompagnien.

Der Begriff des Nationalreichthums selbst schleicht sich bei den Oekonomen des 17t Jhh. so ein - eine Vorstellung, dieh”­t fortgeht - daß blos für den Staat der Reichthum geschaffen wird, seine Macht aber im Verhältniß zu diesem Reichthum steht.
Es war dieß noch unbewußt heuchlerische Form, worin sich der Reichthum selbst und die Production desselben als Zweck der modernen Staaten ankündigt und sie nur noch als Mittel zur Production des Reichthums betrachtet.

Die Eintheilung offenbar so zu machen, daß
1) die allgemeinen abstrakten Bestimmungen, die daher mehr oder minder allen Gesellschaftsformen zukommen, aber im oben auseinandergesezten Sinn.
2) Die Categorien, die die innre Gliederung der bürgerlichen Gesellschaft ausmachen und worauf die fundamentalen Klassen beruhn. Capital, Lohnarbeit, Grundeigenthum. Ihre Beziehung zu einander. Stadt und Land. Die 3 grossen gesellschaftlichen Klassen. Austausch zwischen denselben. Circulation. Creditwesen (private).
3) Zusammenfassung der bürgerlichen Gesellschaft in der Form des Staats.
In Beziehung zu sich selbst betrachtet. Die "unproductiven" Klassen. Steuern. Staatsschuld. Oeffentlicher Credit. Die Bevölkerung. Die Colonien. Auswanderung.
4) Internationales Verhältniß der Production. Internationale Theilung der Arbeit. Internationaler Austausch. Aus- und Einfuhr. Wechselkurs.
5) Der Weltmarkt und, die Crisen."

(aus: Karl Marx, Einleitung zu den "Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie" [1857]. Abschnitt 4. Die Methode der politischen Ökonomie, in: Karl Marx / Friedrich Engels, Gesamtausgabe, Zweite Abteilung, Band 1. Teil 1, Dietz Verlag: Berlin/DDR, 1976, Seite 35 - 43).

 

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Jede Stufe ist ein eigentümliches Naturreich, und alle scheinen für sich zu bestehen; die letzte ist aber die konkrete Einheit aller früheren, wie überhaupt jede folgende die niederen an ihr hat, ebenso aber auch sie, als ihre unorganische Natur, sich gegenübersetzt.
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