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                                                                                                                                manfred herok    2014

Hegel:         Geheimnis

hegel

Hegel

Das Wahre ist, daß das Endliche und das Unendliche,
das dem Endlichen gegenübersteht, keine Wahrheit haben

 

Vorlesungen über die Philosophie der Religion
Dritter Teil. Die absolute Religion
C.Einteilung

3. Dreieinigkeit
....
c) Diese spekulative Idee ist dem Sinnlichen entgegengesetzt, auch dem Verstande; sie ist daher ein Geheimnis für die sinnliche Betrachtungsweise und auch für den Verstand. Für beide ist sie ein μυστήριον [mysterhion], d. h. in Absicht auf das, was das Vernünftige darin ist.
Ein Geheimnis im gewöhnlichen Sinn ist die Natur Gottes nicht, in der christlichen Religion am wenigsten; da hat sich Gott zu erkennen gegeben, gezeigt,
was er ist, da ist er offenbar. Aber ein Geheimnis ist es für das sinnliche Wahrnehmen, Vorstellen, für die sinnliche Betrachtungsweise und für den Verstand.

Das Sinnliche überhaupt hat zu seiner Grundbestimmung die Äußerlichkeit, das Außereinander; im Raum sind die Unterschiede neben-, in der Zeit nacheinander:
Raum und Zeit ist die Äußerlichkeit, in der sie sind.
Die sinnliche Betrachtungsweise ist gewohnt,
so Verschiedenes vor sich zu haben, das außereinander ist.
Da liegt zugrunde, daß die Unterschiede so für sich, außereinander bleiben.
Für sie ist so das, was in der Idee ist, ein Geheimnis; denn da ist eine ganz andere Weise, Verhältnis, Kategorie, als die Sinnlichkeit hat.
Die Idee ist dies Unterscheiden, das ebenso kein Unterschied ist, das nicht beharrt bei diesem Unterschied.
Gott schaut in dem Unterschiedenen sich an, ist in seinem Anderen nur mit sich selbst verbunden, ist darin nur bei sich selbst,
nur mit sich zusammengeschlossen,
er schaut sich in seinem Anderen an.
Das ist dem Sinnlichen ganz zuwider;
im Sinnlichen ist eines hier und das andere da.
Jedes gilt als ein Selbständiges; es gilt dafür, nicht so zu sein,
daß es ist, indem es sich selbst in einem Anderen hat.
Im Sinnlichen können nicht zwei Dinge an einem und demselben Orte sein;
sie schließen sich aus.

In der Idee sind die Unterschiede nicht sich ausschließend gesetzt, sondern so,
daß sie nur sind in diesem Sichzusammenschließen des einen mit dem anderen.
Das ist das wahrhaft Übersinnliche, nicht das gewöhnliche Übersinnliche,
das droben sein soll; denn das ist ebenso ein Sinnliches, d. h. außereinander und gleichgültig. Sofern Gott als Geist bestimmt ist, so ist die Äußerlichkeit aufgehoben; darum ist das ein Mysterium für die Sinne.

Ebenso ist diese Idee über dem Verstand, ein Geheimnis für ihn; denn der Verstand ist dies Festhalten, Perennieren bei den Denkbestimmungen als schlechthin außereinander, verschieden, selbständig gegeneinander
bleibender, feststehender.
Das Positive ist nicht, was das Negative, Ursache [nicht] Wirkung.
Aber ebenso wahr ist es auch für den Begriff, daß diese Unterschiede sich aufheben. Weil sie Unterschiedene sind, bleiben sie endlich, und der Verstand ist,
beim Endlichen zu beharren, und beim Unendlichen selbst hat er auf der einen Seite das Unendliche und auf der anderen das Endliche.

Das Wahre ist, daß das Endliche und das Unendliche,
das dem Endlichen gegenübersteht, keine Wahrheit haben, sondern selbst nur Vorübergehende sind. Insofern ist dies ein  Geheimnis für die sinnliche Vorstellung
und für den Verstand, und sie sträuben sich gegen das Vernünftige der Idee.
Die Gegner der Dreieinigkeitslehre sind nur die sinnlichen und die Verstandesmenschen.”

 >>> texte.phil-splitter.com/html/dreieinigkeit.html

“...denn alle Christen sind im Geheimnis”        >>>

Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie
c. Die Philosophie als Erkenntnis der Entwicklung des Konkreten
b. Verhältnis der Philosophie zur Religion
 

So hat also die Religion einen gemeinschaftlichen Inhalt mit der Philosophie,
und nur die Formen sind verschieden;
und es handelt sich nur darum,
daß die Form des Begriffs so weit vollendet wird,
den Inhalt der Religion erfassen zu können. Wahrhaft ist nur dasjenige,
was man die Mysterien der Religion genannt hat;
sie sind das Spekulative der Religion.
Bei den Neuplatonikern heißt µe, µesa (eingeweiht werden),
sich mit spekulativen Begriffen beschäftigen.
Unter Mysterien versteht man, oberflächlich genommen, das Geheimnisvolle,
was so bleibt, nicht bekannt wird.
In den Eleusinischen Mysterien war aber nichts Unbekanntes
(alle Athenienser waren darin eingeweiht, - Sokrates nicht);
und dies will ich in Rücksicht für die Herren Philologen bemerken,
da in der Philologie diese Vorstellung auch gilt.
Das öffentliche Bekanntmachen vor Fremden war das einzige,
was verboten war; verschiedenen wurde es zum Verbrechen gemacht.
In der christlichen Religion heißen die Dogmata Mysterien; sie sind das,
was man von der Natur Gottes weiß. Dies ist auch nichts Geheimes;
in ihr wissen es alle Mitglieder, und dadurch unterscheiden sie sich
von denen anderer Religionen.
So heißt also Mysterium auch nicht etwas Unbekanntes,
denn alle Christen sind im Geheimnis.
Die Mysterien sind ihrer Natur nach,
als spekulativer Inhalt, geheim für den Verstand, nicht für die Vernunft;
sie sind gerade das Vernünftige im Sinne des Spekulativen.
Der Verstand faßt das Spekulative nicht, dies Konkrete;
der Verstand hält die Unterschiede schlechthin getrennt fest.
Ihren Widerspruch enthält das Mysterium auch,
es ist aber zugleich auch die Auflösung desselben.           >>>

 

“ Die Bekanntschaft mit den Formen des endlichen Denkens kann man als Mittel für die Bildung zu den empirischen Wissenschaften gebrauchen, welche nach diesen Formen verfahren, und man hat in diesem Sinn die Logik als Instrumentallogik bezeichnet.
Man kann nun zwar liberaler tun und sagen, die Logik sei nicht
um des Nutzens, sondern um ihrer selbst willen zu studieren,
denn das Vortreffliche sei nicht um des bloßen Nutzens willen zu suchen.
Dies ist nun zwar einerseits ganz richtig, andererseits ist aber auch das Vortreffliche das Nützlichste, denn es ist das Substantielle, das für sich feststeht und deshalb der Träger ist für die besonderen Zwecke, die es befördert und zum Ziel bringt.
Man muß die besonderen Zwecke nicht als das Erste ansehen,
aber das Vortreffliche befördert sie doch.
So hat z. B. die Religion ihren absoluten Wert in sich selbst;
zugleich werden die andern Zwecke durch dieselbe getragen und gehalten.

Christus sagt:
 "Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes, so wird euch das andere auch zufallen.".
(Matth. 6, 33)         
- Die besonderen Zwecke können nur erreicht werden,
indem das Anundfürsichseiende erreicht wird. “

(Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse / Erster Teil. Die Wissenschaft der Logik   
   >>> Einleitung § 20 )


Das Weitere im Affirmativen ist die Verkündigung des Reiches Gottes;
in dieses, als das Reich der Liebe zu Gott, hat sich der Mensch zu versetzen, so daß er sich unmittelbar  in diese Wahrheit werfe.
Dieses ist mit der reinsten, ungeheuersten Parrhesie ausgesprochen, z. B. im Anfang der sogenannten Bergpredigt: "Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen."
Solche Worte sind vom Größten, was je ausgesprochen ist; sie sind ein letzter Mittelpunkt,
der allen Aberglauben, alle Unfreiheit des Menschen aufhebt.
Es ist unendlich wichtig, daß dem Volk durch die Lutherische Bibelübersetzung ein Volksbuch in die Hand gegeben ist, worin sich das Gemüt, der Geist auf die höchste, unendliche Weise zurechtfinden kann
(in katholischen Ländern ist darin ein großer Mangel); dort ist die Bibel das Rettungsmittel gegen alle Knechtschaft des Geistes.
Für diese Erhebung, und damit diese im Menschen hervorkomme, ist von keiner Vermittlung gesprochen, sondern dies unmittelbare Seyn,
dies unmittelbare Sichversetzen in die Wahrheit,
in das Reich Gottes ist damit ausgesprochen.
Die intellektuelle, geistige Welt, das Reich Gottes ist es, der der Mensch angehören soll, und die Gesinnung allein ist es, die einen Wert gibt, aber nicht die abstrakte Gesinnung, nicht diese oder jene Meinung,
sondern die absolute Gesinnung, die im Reiche Gottes ihre Basis hat.
Der unendliche Wert der Innerlichkeit ist damit zuerst aufgetreten.
In der Sprache der Begeisterung, in solchen durchdringenden Tönen,
die die Seele durchbeben und sie wie Hermes, der Psychagoge, aus dem Leibe herausziehen und aus dem Zeitlichen in die ewige Heimat hinüberführen, ist dies vorgetragen.
"Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit!"
(Matth. 6, 33)

In dieser Erhebung und völligen Abstraktion von allem, was der Welt als Großes gilt, ist allenthalben die Wehmut über die Versunkenheit seines Volkes und der Menschen überhaupt enthalten.
Jesus trat auf, als das jüdische Volk durch die Gefahr, die sein Gottesdienst bisher gelitten hatte und noch litt, hartnäckiger darein versenkt war und zugleich an der Realität verzweifeln mußte,
da es mit einer Allgemeinheit der Menschheit in Berührung gekommen war, die es nicht mehr ableugnen konnte und die doch selbst noch völlig geistlos war,
- kurz, er trat auf in der Ratlosigkeit des gemeinen Volkes:
"Ich preise dich, Vater und Herr des Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart."(Matth. 11, 25) “

(Vorlesungen über die Philosophie der Religion / III. Die Idee im Element der Gemeinde: Das Reich des Geistes  3. Bestimmung des Menschen)       >>>

 


...dass das Resultat des freien Denkens mit dem Inhalt der christlichen Religion übereinstimmt ...

Was dann näher die rationelle Theologie der alten Metaphysik anbetrifft,
so war dieselbe nicht Vernunftwissenschaft,
sondern Verstandeswissenschaft von Gott, und ihr Denken bewegte sich in abstrakten Gedankenbestimmungen.
- Indem hier der Begriff Gottes abgehandelt wurde, so war es die Vorstellung von Gott, welche den Maßstab für die Erkenntnis bildete.
Das Denken aber hat sich frei in sich zu bewegen, wobei jedoch sogleich zu bemerken ist, daß das Resultat des freien Denkens mit dem Inhalt der christlichen Religion übereinstimmt, da diese Offenbarung der Vernunft ist.
 ...   Das reine Licht ist die reine Finsternis.”

(Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse / ... / A. Erste Stellung des Gedankens zur Objektivität. Metaphysik   § 36)

                                                                                                    [ >>>  Kontext  >>> ]

 

Die Dreieinigkeit ist das Verhältnis vom Vater, Sohn und Geist    >>>

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