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                                                                                                                                manfred herok    2014

Scholastische Philosophie

Mit dem Vorurteil, mit welchem das Philosophieren über den Gegenstand der Religion in unserer Zeit zu kämpfen hat,
nämlich daß das Göttliche nicht begriffen werden könne,
daß vielmehr sogar der Begriff und das begreifende Erkennen Gott und die göttlichen Eigenschaften in das Gebiet der Endlichkeit herabsetze und eben damit vielmehr vernichte,
- mit diesem Vorurteil hatte glücklicherweise die scholastische Theologie noch nicht zu kämpfen;
die Ehre und Würde der denkenden Erkenntnis war so sehr nicht herabgesetzt gewesen, im Gegenteil,
wie unangetastet so noch unbefangen gelassen.
Es war nur die neuere Philosophie selbst, welche ihr eigenes Element, den Begriff, so sehr mißverstand und ihn in diesen Mißkredit brachte.
Sie hat die Unendlichkeit desselben nicht erkannt und die endliche Reflexion, den Verstand, damit verwechselt,
- so sehr, daß nur der Verstand denken, die Vernunft aber nicht denken, sondern nur unmittelbar wissen,
d. i. nur fühlen und anschauen,
somit nur sinnlich soll wissen können.”  
 
                                                    > Hegel Kontext >>>

- Ende des Vorurteils aller Zeiten
- Das Vorurteil unserer Zeit
- Aberglaube

 

Anselm kann ganz besonders als der Grundleger der scholastischen Theologie von dieser Seite angesehen werden.
Denn der Gedanke, durch ein einfaches Räsonnement zu beweisen,
was geglaubt wurde - daß Gott ist -,

ließ ihm Tag und Nacht keine Ruhe. Anfänglich hielt er es für des Teufels Versuchung, wenn er die göttlichen Wahrheiten beweisen wollte durch die Vernunft, und war angst und bange davor.

Endlich aber sei es ihm gelungen durch die Gnade Gottes, in seinem Proslogion

.Hegel Kontext >>>

Anselm_von_Canterbury02

<<<   Anselm von Canterbury

Er ist besonders berühmt durch den sogenannten ontologischen Beweis vom Dasein Gottes, den er aufgestellt hat, er hat sich lange damit gequält;
sein Beweis ist bis auf die Kantischen Zeiten und (wer noch nicht bis zum Kantischen gekommen) noch bis auf die heutige Zeit unter der Reihe von Beweisen genannt worden.    >>>

Quod vere sit deus      >>>

Allgemeiner Standpunkt der Scholastiker überhaupt

Wir haben nach diesen Spezialien ein Urteil über die Scholastiker, eine Rechenschaft von ihnen zu geben. Sie untersuchten so hohe Gegenstände, Religion; das Denken wurde so spitzfindig ausgebildet; es gab edle, tiefsinnige Individuen, Gelehrte.
Und doch ist dies Ganze eine ganz barbarische Philosophie des Verstandes, ohne realen Stoff, Inhalt; es erregt uns kein wahrhaftes Interesse, und wir können nicht dahin zurückkehren. Es ist Form, leerer Verstand, der sich in grundlosen Verbindungen von Kategorien, Verstandesbestimmungen herumtreibt.
Das intellektuelle Reich ist droben - so nicht bei den Neuplatonikern -, ausstaffiert mit sinnlichen Verhältnissen (schon Vater, Sohn), Engeln, Heiligen, Märtyrern, statt der Gedanken; die Gedanken sind stroherne Verstandesmetaphysik. Wozu alles dieses?
Es liegt hinter uns als Vergangenheit, es muß uns für sich unbrauchbar bleiben.

Es hilft nichts, das Mittelalter eine barbarische Zeit zu nennen. Es ist eine eigentümliche Art der Barbarei, nicht der unbefangenen, rohen, sondern die höchste Idee und die höchste Bildung zur Barbarei geworden; was eben die gräßlichste Gestalt der Barbarei und Verkehrung ist, die absolute Idee, und zwar durchs Denken, zu verkehren.
Wir sehen göttliche Welt, äußerlich, obzwar in der Vorstellung, trockenen, leeren Verstand; dadurch wird jene göttliche Welt, obgleich ihrer Natur nach das rein Spekulative, doch verständigt, versinnlicht, - nicht wie Kunst, sondern im Gegenteil als Verhältnis der gemeinen Wirklichkeit.
Die Scholastik ist die gänzliche Verwirrung des Verstandes in dem Knorren der nordisch-germanischen Natur.
Wir haben zweierlei Welten: ein Reich des Lebens, ein Reich des Todes.
Die göttliche Welt war für die Einbildungskraft, Andacht bevölkert durch Engel,
Heilige, Märtyrer, in der übersinnlichen Welt war keine Natur, keine Wirklichkeit des denkenden, allgemeinen, vernünftigen Selbstbewußtseins.
In der unmittelbaren Welt, sinnlichen Natur war keine Göttlichkeit, weil sie nur das Grab des Gottes, wie der Gott außer jener. Zum göttlichen Reich, von Verstorbenen bewohnt, war nur durch den Tod zu gelangen; die natürliche Welt war ebenso tot, - belebt nur durch den Schein jener und die Hoffnung, hatte sie keine Gegenwart.
Es half nicht, Mittelwesen als ein Band einzuschieben, Maria, die Heiligen, Verstorbenen in einer jenseitigen Welt. Die Versöhnung war formell, nicht an und für sich, nur Sehnsucht des Menschen, - Befriedigung nur in einer anderen Welt.

HEGEL,  Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie / ... /C. Allgemeiner Standpunkt der Scholastiker überhaupt.                      Kontext   >>>

 

G.W.F. HEGEL - Vorlesungen
über die Beweise vom Dasein Gottes.

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